An der Markthalle am Hofbauerplatz in Eggenberg scheiden sich die Geister. Die Betonkonstruktion mit ihren markanten W-förmigen Stützen ist für manche ein Stück Grätzlidentität, für andere ein architekturhistorisch wertvoller Bau, manche finden die Halle schlicht furchtbar. Tatsache ist: Der Bau, der 1972 von Franz Forstlechner geplant wurde und dem Brutalismus zuzuordnen ist, steht wegen seiner Einzigartigkeit seit 2009 unter Denkmalschutz. Und er bröckelt seit Jahren vor sich hin, an manchen Stellen sind die schon rostige Eisenbewehrungen sichtbar.

Der Platz ist überdacht - mit dem neuen Dach soll die Halle heller und freundlicher werden
Der Platz ist überdacht - mit dem neuen Dach soll die Halle heller und freundlicher werden © Andrea Rieger

Neubau nach Originalplänen

„Es war klar, so kann die Markthalle nicht bleiben, sonst droht Gefahr im Verzug“ unterstrich Baudirektor Bertram Werle am Mittwoch vor Ort. Gemeinsam mit Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) und Projektleiter Vladimir Strecansky präsentierte er die Details zu jener ungewöhnlichen Lösung für die Rettung der Halle, die seit einigen Monaten im Gespräch ist und jetzt tatsächlich so kommt: Nach zahlreichen Untersuchungen des Baus, Materialanalysen und vielen Abstimmungsrunden mit dem Denkmalamt wird die Halle abgerissen und nach den ursprünglichen Plänen wieder aufgebaut. Obwohl die desolate Konstruktion komplett durch neue Betonteile ersetzt wird, bleibt der Bau denkmalgeschützt. „So erhalten wir Geschichte und hauchen dem Ort gleichzeitig neues Leben ein“, unterstreicht Schwentner.

Stellten am Mittwoch vor Ort die Pläne vor: Projektleiter Vladimir Strecansky, Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne), Stadtbaudirektor Bertram Werle
Stellten am Mittwoch vor Ort die Pläne vor: Projektleiter Vladimir Strecansky, Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne), Stadtbaudirektor Bertram Werle © Stadt Graz

Neue Wege

Damit geht der Denkmalschutz österreichweit völlig neue Wege. „Ich bin überzeugt davon, dass wir das in der Zukunft bei anderen geschützten Betonbauten, die verwittern, auch machen müssen“, unterstreicht Landeskonservator Christian Brugger. Was es aus seiner Sicht möglich macht, den Denkmalschutz der Markthalle aufrechtzuerhalten: Gebaut wird nach Originalplänen, Dimensionen und Form des Baus bleiben erhalten. „Es ist nicht möglich, das Originalmaterial zu erhalten, aber es wird das gleiche Material nach aktualisiertem technologischen Wissensstand eingesetzt“, unterstreicht Brugger. Er ist überzeugt: „Die Lösung hat in diesem besonderen Fall inhaltlich Hand und Fuß.“

Photovoltaik am Dach

Heuer erfolgt die Einreichplanung, 2025 sollen die Arbeiten dann starten. Anders als bei der Betonkonstruktion hat man bei der Dachfläche „Bewegungsspielraum“ in der Gestaltung, wobei die grundsätzliche Form erhalten bleibt. Halbtransparente Photovoltaik-Elemente am Dach sind geplant, sie sollen die Markthalle mit Energie versorgen. Eine öffentliche WC-Anlage und ein Abstellraum für Marktmöbel werden errichtet, das Marktbüro wird saniert. Die gesamte Platzoberfläche und 23 Baumstandorte nimmt man sich ebenso vor. „Die Tische werden außerdem nicht mehr fix verbaut, die überdachte Fläche kann so außerhalb der Marktzeiten frei bespielt werden“, erklärt Werle. Die Gesamtkosten dafür aus heutiger Sicht: vier Millionen Euro. Da es sich um ein Pionierprojekt handelt, hofft man auf Förderungen vom Bund.

Die Markthalle beherbergt den einzigen überdachten Bauernmarkt in Graz
Die Markthalle beherbergt den einzigen überdachten Bauernmarkt in Graz © Andrea Rieger

Ausweichquartier noch offen

Hört man sich bei den Marktbeschickern um, sind es vor allem praktische Fragen, die sie im Zusammenhang mit den Umbauplänen beschäftigen. „Dass eine neue WC-Anlage kommt, ist gut. Die Frage ist allerdings, wohin wir während der Bauzeit ausweichen. Eine Baustelle bedeutet halt immer Umsatzeinbußen“, sieht etwa Günther Loidl Licht und Schatten bei dem Projekt. Lisa Dopona, mit ihrer Familie in der dritten Generation am Hofbauerplatz vertreten, hofft, dass sich mit der Sanierung auch der generelle Zustand des Platzes verbessert und er weniger oft als Toilette missbraucht wird. „Nachdem wir für den Transport ja große Lieferautos brauchen, hoffe ich, dass die Parkplätze erhalten bleiben“, ergänzt die Marktbeschickerin.

Kritik von der Opposition

Kritik kommt von Kurt Hohensinner (ÖVP), der als Stadtrat unter anderem auch zuständig für die Grazer Märkte ist. Er begrüßt zwar, dass nun Bewegung in die Angelegenheit kommt, bemängelt aber, dass weder er noch die Verantwortlichen im Marktreferat in das Projekt eingebunden wurden. „Auch mit den Marktbeschickern wurde nicht gesprochen. So geht man mit wichtigen Partnern nicht um“, ärgert sich Hohensinner. Er wirft Schwentner „Kritikunfähigkeit“ und „Drüberfahren“ vor. Ins gleiche Horn stößt sein Parteikollege Robert Hagenhofer, stellvertretender Bezirksvorsteher von Eggenberg. „Der Bezirksrat war nicht eingebunden“, kritisiert er. Was ihm sauer aufstößt: „Die Frage, wohin die Marktstandler während der Bauarbeiten ausweichen können, ist noch nicht geklärt.“