Es sind ungewöhnliche Exponate, die gleich beim Eingang im Graz Museum wachsen: Moose, mit Pilz-Mycel (Austern- und Limonenseitlinge und Igelstachelbart & Co.) geimpfte Baumstämme, Kletterpflanzen und Immergrün. „Waldboden“ heißt die schon jetzt, wo alles kaum angewachsen ist, wunderschön anzusehende Installation von Gabriela Hiti und Helene Thümmel, die schon einmal auf das Jahresthema des Museums hinweist: „Stadt Natur“. Ein Jahr ist es her, dass Direktorin Sybille Dienesch die Neuausrichtung des Stadtmuseums als demokratisches Haus vorgestellt hat, das sich an sozio-kulturellen Fragestellungen der Gegenwart orientiert und Grazer Lebenswelten und Ökologien ins Zentrum rückt. Ausgangsthema sei der Klimawandel als das zentrale Gegenwartsthema gewesen: „Die Stadt und jede und jeder von uns Teil sind einer komplexen und verwobenen Biosphäre. Das zu begreifen, wirft Fragen zum Verhältnis von Natur und Kultur, Menschen und weiteren Lebenswesen auf“, so Dienesch.

Wo es in Vorgärten und Innenhöfen wuchert

Zwei Ausstellungen und ein umfassendes Jahresprogramm widmen sich heuer der Natur. Schon am Mittwoch wird die Ausstellung „In Grazer Gärten und Innenhöfen“ eröffnet, für die Kuratorin Catalin Betz umfassende Recherchen zu den Vorgärten, Urban Gardening und Gemeinschaftsgärten, den Heimgärten und den grünen Innenhöfen der Gründerzeitviertel in eine Ausstellung komprimiert hat. Zu sehen gibt es Interviews mit (Heim-)Gärtnern, Karten und historische Fotos und überraschende Statistiken – so ist die Gesamtfläche aller Heimgärten des Landesverbands in Graz so groß wie der Bezirk Puntigam. Und wie eine Masterarbeit zum Thema Gemeinschaftsgärten vor neun Jahren herausfand, zeichnen sich die Gemeinschaftsgärten im Westen der Stadt durch Gemeinwesen oder Soziales aus, während es im Osten vorrangig um Selbstorganisation und Aktivismus geht.

Außerdem erfährt man auf Tafeln, dass sich alleine über sechs Grazer Bezirke mehr als 250 große, teils begrünte Innenhöfe ziehen, die mehr als 140 Hektar der Stadtfläche einnehmen oder wo genau die rund 40 Grazer Gemeinschaftsgärten liegen. Tafeln verdeutlichen, in welchen Bezirken man am besten entlang von Vorgartenstraßen schlendern kann (St. Leonhard, Geidorf und Jakomini) und dass es insgesamt an die 800 dieser eingefriedeten Grünstreifen mit hoher ökologischer, kleinklimatischer und stadtgestalterischer Funktion gibt. Die ersten wurden übrigens in den 1860er-Jahren in Graz konzipiert. Als Vorbilder dienten Städte wie Berlin und München. Heimgärten gehören erst seit 1907 zum Grazer Stadtbild. Ihre Zahl hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg mehr als halbiert: Genau gesagt, von 140 Hektar auf 61 Hektar.

Dem Jahreskreislauf in der Natur entsprechend dreht sich im ersten Halbjahr alles ums Säen, Pflanzen und Wachsen, im zweiten dann um das Ernten. Darum und um die Grazer Stadtökologien wird sich auch die zweite Ausstellung „Habitat Graz“ drehen, die Daniela Brasil kuratiert.

Innenhof als grüne Stadtoase

Der Innenhof lädt wie im Vorjahr wieder als öffentlicher Ort zum Mitmachen, Mitdenken und Mitdiskutieren ein – und das in besonders attraktiver Form: Denn das Breathe Earth Collective, vielen Natur- und Kunstinteressierten in Graz noch durch den Stadtwald am Freiheitsplatz aus dem Kulturjahr in bester Erinnerung, hat den Hof als Stadtoase mit vielen Bäumen, Sträuchern, Pflanzen und Bänken gestaltet.

Mit vielen Akteurinnen und Akteuren aus der Stadt, wie StadtLABOR, Forum Urbanes Gärtnern, dem TU-Institut für Städtebau und dem Naturkundemuseum ist parallel ein umfassendes Veranstaltungsprogramm entstanden, mit einem Unkraut-Workshop, einem Vorgarten-Spaziergang in Geidorf, Diskussionen, einer Radtour zu urbanem Obst und Gemeinschaftsgärten und gemeinsamem Ernten.

Mini Museum, Frühlingsfest und mehr

Das ist aber noch längst nicht alles: Schon am 13. April eröffnet das „Mini Museum“, das die Museumsklasse der Klara-Fietz-Volksschule gegenüber mit Angela Fink und Anette Rainer als Dauerausstellung gestaltet hat, am Wochenende des 13. und 14. April findet das Frühlingsfest statt, das Stadtarchiv lädt am zweiten Juniwochenende zum „Hybrid Festival“, bei dem im EU-Projekt „Dialog City“ ein neues Digital-Projekt vorgestellt wird. Schon ein Vorgriff auf das Jahresprogramm 2025 ist die Ausstellung „Hitlers Exekutive. Die österreichische Polizei und der Nationalsozialismus“ ab Oktober.