Während sich der Autoverkehr im Schritttempo durch das Zentrum von Feldkirchen schleppt, gibt Bürgermeister Erich Gosch am Marktplatz Gas. Zu Demonstrationszwecken. Gosch hat einen der 55 neuen E-Scooter in Betrieb genommen, die ab sofort an 16 Standorten im Gemeindegebiet auf Kunden warten. „Wir wollen den Zugang zum öffentlichen Verkehr erleichtern“, so Gosch. „Und da zeigt sich immer wieder: Die erste und die letzte Meile sind oft der Grund, warum die Leute nicht umsteigen.“

Die Idee hinter der E-Scooter-Initiative: Die Leute schnappen sich den elektrischen Untersatz, fahren damit zum Beispiel zum Bahnhof und steigen dort in die S-Bahn. Oder umgekehrt. Die 16 Standorte sind über das gesamte Gemeindegebiet verteilt, einer findet sich vor dem Gemeindeamt, einer beim Bahnhof. Und einer bei Saubermacher. Die Firma mit Sitz in Feldkirchen ist das erste Unternehmen, das als Partner beim Projekt dabei ist. Bei der Fahrzeugflotte habe man schon massiv umgerüstet, „damit wollen wir auch für unsere Mitarbeiter den öffentlichen Verkehr fördern“, sagt Ralf Mittermayr, CEO von Saubermacher. Das Unternehmen schießt beim regulären Tarif von 33 Cent pro Minute etwas für seine Mitarbeiter zu.

Das Leih-Scooter-Projekt kostet Feldkirchen 40.000 Euro

Wie das Ausleihen funktioniert? Dank der Wegfinder-App, der Mobilitätsapp der ÖBB. „Damit kann man in ganz Österreich Öffis, E-Scooter, Fahrräder und Auto von unserem Rail&Drive-Programm buchen“, sagt Peter Wallis, Regionalmanager der ÖBB. Leih-Scooter gibt es aktuell bereits in Leoben, dort stehen 70 Geräte zur Verfügung „und das funktioniert gut“.

Projekt auf eineinhalb Jahre angelegt

40.000 Euro kostet das Projekt vorerst, angelegt einmal auf eineinhalb Jahre. Wenn es sich bewährt, wovon Bürgermeister Gosch ausgeht, wird es verlängert und kann auf 32 Standorte ausgebaut werden. Dass Feldkirchen zu einem E-Scooter-“Schlachtfeld“ wird, weil die Nutzer die Geräte kreuz und quer abstellen, glaubt Gosch nicht. „Da hat sich viel weiterentwickelt. Bei uns ist es so, dass man die Geräte nur an einem der 16 Standorte zurückgeben kann. Sonst kann man die Fahrt nicht beenden und die Tarif-Uhr läuft weiter.“ Sprich: Dann wird es teuer für den Kunden, denn bezahlt wird nach Zeit. Per GPS werden die E-Scooter auch in der Feldkirchner Begegnungszone beim Tempo automatisch gedrosselt. „Und überschreitet man die Stadtgrenze zu Graz, werden sie langsam. Dort hat man damit ja nicht so eine Freude“, schmunzelt der Ortschef.

Graz blockt Verleih weiter ab

Tatsächlich hat Graz mehrere Anläufe von internationalen Verleih-Riesen abgeblockt, die ihre Leih-Scooter in Graz stationieren wollten. An der ablehnenden Haltung, die unter Ex-Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) eingenommen wurde, hat sich auch unter der neuen Koalition von Elke Kahr (KPÖ) bisher nichts geändert.