Im Grazer Club „Thelux“ wurde er am Montag von rund 200 Menschen mit tobendem Applaus empfangen. Der Wiener Stand-up-Comedian Aladdin Jameel steht seit 2017 auf der Bühne. Nach diversen Fernsehauftritten bei unter anderem „Nightwash“ oder „Quatsch Comedy Club“ hat er nun sein eigenes Format „Und du?“, was auf Joyn zu sehen ist. Anders als bei klassischen Stand-up-Programmen interagiert er ausschließlich mit seinem Publikum.

Der 32-Jährige lebt seit 2002 in Wien, wo er die Schule besuchte. Bereits dort war er schon „der Klassenkasper“, wie er erzählt. Nach der Ausbildung hat er Jobs aus vielen Branchen ausprobiert, sei es in einem Hotel, als Türsteher, im Callcenter oder auf der Baustelle. Doch nichts hat so richtig gepasst: „Ich bin kein Typ, der von 9 bis 17 Uhr arbeitet.“ Vor allem seine Freunde haben ihn dazu ermutigt, mit Comedy zu starten, also ging er zu einem „Open Mic“.

Selbstfindung

Und sein Humor kam an. „Als Künstler musst du du selbst sein“, sagt er. Viele würden das nicht schaffen, weil sie Angst hätten, komisch angeschaut zu werden. „Für mich war das auch am Anfang schwierig, weil ich mich für das Publikum gebogen habe.“ Er habe klischeehafte Witze geschrieben: „Sie sehen mich: ‚Er ist braun, er ist Migrant, er heißt Aladdin, also gib uns die Aladdin-Witze.‘“ Es habe gut gezogen, aber: „Ich habe mich nicht wohlgefühlt.“

Dann kam Corona und eine Zeit des Ausprobierens. Von Podcasts über Drehbücher schreiben bis hin zu seinem neuen Format. Das hat er auf den Social-Media-Kanälen und vor allem TikTok gepostet. Seine Videos haben Klicks in Millionenhöhe. Auf Instagram teilt er vor allem private Einblicke in sein Leben, was vor allem die eingefleischten Fans schätzen würden.

Bei „Und du?“ ist das Publikum im Fokus. Die Gäste bekommen Mikrofone und es wird unter anderem über den Beruf, die Herkunft, aber auch über das Liebesleben gesprochen. Am Ende der Show gibt es sogar Blind Dates, bei denen willkürlich Singles aus dem Publikum die Augen verbunden und auf die Bühne geholt werden. Es seien im Anschluss sogar schon Nummern ausgetauscht und weitere Verabredungen vereinbart worden.

Blind Date in Graz
Blind Date in Graz
© Marion Mayr

Grenzen des Humors

Ein Witz ist Unterhaltung und solle Menschen zum Lachen bringen. „Wenn man eine Minderheit ansprechen will, sollte es so intelligent aufgebaut sein und eine so gute Punchline haben, dass es witzig ist.“ Es werde immer Menschen geben, die einen kritisieren würden. „Aber die Frage ist, wie sehr willst du spalten?“ Er habe einen Vergleich dazu: „Für mich persönlich gilt: Religion, sexuelle Orientierung und politische Meinung sind wie ein Schwanz: Pack‘s nicht in der Öffentlichkeit aus und versuch‘s, niemandem hineinzudrängen.“

Jameel liebt auch privat Comedy, seine Vorbilder sind aber eher aus Amerika wie Chris Rock, Kevin Hart oder Dave Chappelle. „Im deutschsprachigen Raum gibt es ein paar gute Künstler, aber die sind für mich nicht so echt.“ So richtig zum Lachen bringt ihn aber seine Mama.