Der Prozess um einen groß angelegten "Schenkkreis" in der Weststeiermark fand am Freitag im Straflandesgericht seine Fortsetzung. Die fünf verbliebenen Angeklagten mussten sich in erster Linie wegen Pyramidenspiels und Betrugs verantworten. Am vorletzten Verhandlungstag wurden nochmals Zeugen befragt, ein Urteil soll es am 1. Februar geben.

Die Anklage verzeichnet 16 Beschuldigte, doch diese dezimierten sich sehr schnell. Schon an den ersten Verhandlungstagen einigte man sich in neun Fällen auf eine Diversion. Kurz vor Weihnachten gab es eine weitere, ein Mann wurde freigesprochen. Es blieben also fünf Personen, die auch im neuen Jahr auf der Anklagebank Platz nehmen mussten.

Das Pyramidenspiel hatte sich von 2006 bis 2008 vor allem über Verwandte im Raum Voitsberg verbreitet. Die Angeklagten hatten alle nicht nur ihre Einsätze wiederbekommen, sondern durchwegs Gewinne gemacht, einige sogar über 100.000 Euro. Anders erging es zahlreichen anderen Mitspielern, die zum Teil große Geldsummen verloren hatten, obwohl ihnen laut Anklage zugesichert worden war, sie könnten jederzeit ohne Verlust aussteigen.

Seit Verhandlungsbeginn am 1. Oktober wurden zahlreiche Zeugen gehört, meistens waren es Geschädigte, bei denen der Ärger angesichts der Beschuldigten wieder so richtig hochkam. Einige mussten im Laufe der Befragung aber eingestehen, dass sie zwar bei einer Spielrunde Geld verloren, bei einer anderen dafür wesentlich mehr gewonnen hatten.

So ähnlich verlief es auch bei einem Mann, den der Vertreter der Geschädigten als Zeuge hören wollte. "Kann er bitte gleich drankommen, er hat eine Lungenfibrose", bat der Anwalt. "Ist das ansteckend?", erkundigte sich Richter Andreas Rom sofort. "Nein, aber unangenehm."

Also wurde der Zeuge gehört, der erklärte, dass er die Rang-Listen der Spieler - sogenannte Charts - für nicht ganz korrekt halte. "Leute, die später eingezahlt haben, sind früher beschenkt worden als die, die schon länger dabei waren", war er überzeugt. Er selbst habe die Listen für eine der Angeklagten in den Computer übertragen "weil sie sich dabei nicht auskennt." Er selbst habe 5.000 Euro verloren, klagte der Mann. "Hat Ihre Frau nicht auch mitgespielt?", wollte der Richter wissen. "Ja, mit 10.000 Euro", bestätigte der Zeuge. Ob sie gewonnen hatte, wusste er nicht auf Anhieb. Erst auch Nachfrage fiel ihm ein, dass sie 80.000 Euro ausbezahlt bekommen habe.

"Ich bin entsetzt, ich habe weder manipuliert noch sonst etwas", rechtfertigte sich die Beschuldigte, die die Listen geführt hatte. Sie erklärte, sie habe außerdem nie gesagt, sie würde sich bei einem Computer nicht auskennen. Die Listen habe der Zeuge ihrer Meinung nach selbst geschrieben.

Ein Ende dieser gegenseitigen Vorwürfe soll es am 1. Februar geben, wenn mit dem Urteil ein - wohl nur vorläufiger - Schlussstrich gezogen wird.