Sie war der einzige größere mittelalterliche Wehrbau im Ausseerland: die Altausseer Burg Pflindsberg, die um das Jahr 1250 im Auftrag des Salzburger Erzbischofs Philipp von Spanheim auf einer Hügelkuppel westlich des Ortes errichtet wurde.
Pflindsberg diente als Bollwerk gegen die eindringenden Ungarn und zum Schutz des nahen Salzbergwerks, bestätigt Hans Linortner, der sich seit Jahrzehnten mit der Geschichte der Burg beschäftigt. In seinem Fundus finden sich die ersten Mitteilungsblätter des „Burgvereines Pflindsberg Altaussee“, der sich bereits vor fast 50 Jahren die Erhaltung der spärlichen Reste der Ruine zur Aufgabe gemacht hatte.
Das vierte Mitteilungsblatt vom November des Jahres 1976 schildert die ereignisreiche Entwicklung ab dem 16. Jahrhundert: „Die Burg Pflindsberg, die infolge der allgemeinen Befriedung ihre ursprüngliche Aufgabe als Bollwerk und Befestigungsanlage verloren hatte, bekam mit der Übertragung der Gerichtsbarkeit eine neue Aufgabe: Sie wurde Gefängnis und Hinrichtungsstätte für Verbrecher.“
Aus Protokollen des Landesarchives geht hervor, dass 1516 der Pflindsberger Urbarsmann Hois Gryl als Mitglied einer Mörderbande gefangen wurde. Er wurde „mit dem Strang auf dem Pflindsbergschloss“ gefoltert und gestand nicht weniger als 31 Morde, ferner eine Reihe Raubüberfälle, Diebstähle und Einbrüche. Nach und nach gab er 34 Mittäter namentlich an, die im Ennstal und im Salzkammergut zu Hause waren. Die Beute, die den Ermordeten geraubt wurde, bestand oft nur aus wenigen Pfund. Hois Gryl wurde mit dem Strang auf dem Pflindsberg hingerichtet.
Eine weitere Vollstreckung eines Todesurteiles ist aus 1643 überliefert. Die ledige Magd Barbara Frosch wurde wegen mehrfachen Kindesmordes auf dem Pflindsberg enthauptet. Wenn Gefangene „peinlich“, also mit Folter, bestraft wurden, mussten die Beisitzer des Marktgerichtes jedes Mal auf den Pflindsberg reiten.
Ob die Geständnisse tatsächlich der Wahrheit entsprachen oder durch die Folter erzwungen wurden, sei dahingestellt. Als Quelle gibt das Mitteilungsblatt übrigens Publikationen von „J. Wallner“ und „F. Hollwöger“ an. „Im Jahr 1750 ging die Burg Pflindsberg in die Staatsverwaltung über, 1755 verließ der letzte Bewohner, der Bergmeister Preßl, die Burg, um in den Ort zu ziehen. Dem Volksmunde nach sollen ihn nächtliche Geister vertrieben haben. Die Burg wurde dem Verfall preisgegeben und war bereits um 1780 Ruine“, erfährt man in einem Informationsblatt der Gemeinde.
Zur wechselhaften Geschichte passt auch die Sage zur Burg Pflindsberg: Ein schwarzer Reiter auf einem schwarzen Pferd soll des Nachts sein Unwesen um die Burgruine treiben. Es soll sich um den Geist eines Verbrechers handeln, der im Turm der Burg verstarb.
Abseits aller Mythen, die sich um die Burg ranken, gibt es jetzt konkrete Pläne des Grundbesitzers, den Österreichischen Bundesforsten, die wenigen vorhandene Mauerreste zu erhalten. „Wir starten nächstes Jahr im Frühjahr, arbeiten mit dem Bundesdenkmalamt zusammen. Um das Mauerwerk zu stabilisieren, braucht man die historische richtige handwerkliche Vorgangsweise und das genau passende Material“, erzählt Thomas Kranabitl von den Bundesforsten. Die Erhaltung der Reste der Burg Pflindsberg ist ihm ein persönliches Anliegen: „Immerhin war das ja die einzige Burg im Ausseerland.“