Die „White Tiger“-Garnelen sollen sich wohlfühlen: in Verstecken und Unterschlupfen, die ihren natürlichen Behausungen nachempfunden sind, in einer Aufzucht ohne Antibiotika-Einsatz, in biologischen Zuchtbecken, von Meeresbiologen konzipiert. Die Besonderheit: Die Meerestiere werden nicht in den marktbeherrschenden Herstellerländern Thailand, China oder Vietnam gezüchtet, sondern in Singsdorf, einer kleinen Ortschaft in Rottenmann.

Hinter dem acht Millionen Euro teuren Projekt steht die Flick'sche Forst- und Gutsverwaltung. Sie will die Restwärme bei einem neu entstehenden Holzgas-Kraftwerk sinnvoll nutzen und damit die Garnelen-Becken auf die notwendigen 28 Grad Celsius aufheizen.

Man müsse im Landwirtschafts- und Forstbetrieb ambitionierte Ziele verfolgen, um langfristig bestehen zu können, so Ingrid Flick, Aufsichtsratsvorsitzende der Flick Privatstiftung.

Aus dem Brenn- und Industrieholz, das in den eigenen Wäldern nachwächst, wird mit einem speziellen Verfahren Holzgas erzeugt, das eine Turbine zur Stromerzeugung antreibt. Übrig bleibt bei der modernen Verkohlung nicht wie üblich Asche, sondern Grillkohle, die abgepackt und verkauft wird. Der Strom wird für die Versorgung der eigenen Gebäude verwendet oder ins Netz eingespeist. Die entstehende Wärme versorgt Wohnhäuser, eine Heu- sowie eine Hackschnitzeltrocknung und eben: eine biologische, artgerechte Garnelenzucht. Ein Pilotprojekt, das in einem Jahr fertig sein soll, die ersten Garnelen sollen im März 2019 auf den Markt kommen. 22 Tonnen „Bio-Tiger King-Garnelen“ will man künftig im Paltental jährlich erzeugen und unter dem Markennamen „Gebirgsgarnele“ verkaufen. Bei 65.000 Tonnen Garnelen, die pro Jahr im deutschsprachigen Raum konsumiert werden, sei das eine Menge, die der Markt verträgt, sagt Forstdirektor Maternus Lackner. Dabei soll die gekühlte, frische Ware binnen 24 Stunden direkt bei der Gastronomie oder beim Endverbraucher eintreffen.


Lackner ist vom Erfolg des Konzepts überzeugt: „Bei unseren Wildprodukten, Fischen und Bio-Weidegänsen haben wir gesehen, dass Konsumenten Bio-Produkte und hohe Qualität schätzen.“ In Singsdorf wird in puncto Nachhaltigkeit nichts dem Zufall überlassen. Sogar das Salz, das dem Gebirgswasser in den Garnelen-Becken in geringen Mengen zugefügt werden muss, wird nach der Nutzung durch Verdampfung rückgewonnen und als Streusalz verwendet.