Es war exakt 15 Uhr, als gestern in Admont alle Glocken der Stiftskirche geläutet wurden. Damit war klar: Die Abtei hat einen neuen Abt. Gewählt war er von den 29 stimmberechtigten Mönchen bereits am Montag im ersten Durchgang worden, nur war der Gewählte, dessen Name bis gestern geheim gehalten wurde, von dem "eindeutigen Votum so überwältigt", dass er sich drei Tage Bedenkzeit nahm.

Großes Erstaunen. Das "große Geläut" war auch eine Einladung an die Bevölkerung, den neugewählten Abt in der Stiftskirche zu begrüßen. Bei vielen war das Erstaunen groß, als es dann der alte Abt war, der der Kirchengemeinde von Abtpräses Clemens Lashofer aus Göttweig als neuer Abt präsentiert wurde.

Erklärungsbedarf. Tief bewegt gab Abt Bruno noch einmal eine Erklärung für seinen Rücktritt ab. Er habe dem Konvent drei Jahrzehnte lang in führender Position - 18 Jahre als Prior, knapp dreizehn Jahre als Abt - gedient. Und er habe das Gefühl gehabt, fortan den Anforderungen des Konvents vielleicht nicht mehr in allen Bereichen gerecht zu werden. Um einen "frischen Wind" zu ermöglichen, sei er zurückgetreten. Da dieser Schritt aber völlig überraschend erfolgte und niemand davon Kenntnis hatte, entstanden zahlreiche Gerüchte.

Zeichen seiner Beliebtheit. Die für Abt Bruno nicht absehbare Folge seiner Demission: "Ich hätte nie gedacht, dass mein Rücktritt Ende März im Konvent, aber auch bei den Menschen einen derartigen Schock auslösen würde." Diesen Schock wertete er dann als ein Zeichen seiner Beliebtheit und auch als ein Zeichen der Ermutigung, die Wiederwahl anzunehmen. "Es war heute berührend, wie viele Admonter in die Kirche gekommen sind, und wie sie spontan applaudiert haben, als sie erfahren haben, dass ich auch ihr neuer Abt sein werde." Gewählt ist der 62-jährige Abt Bruno bis zur Vollendung seines 70. Lebensjahres.