Buntmetalldiebe, die sich ungeniert bei Schrotthändlern bedienen, stehen ja fast schon an der Tagesordnung. Sogar aus einer unter Strom stehenden Trafostation wurden heuer Kupferkabel abmontiert. Dass die Nachfrage nach Metall offenbar keine Grenzen kennt, zeigt nun ein unglaublicher Fall aus Gröbming. Dreiste Diebe haben aus der historischen Orgel der evangelischen Kirche 122 Zinnpfeifen gestohlen. Der Materialwert beträgt maximal 700 Euro, will man die handgefertigten Pfeifen ersetzen, muss man allerdings mit Kosten bis zu 20.000 Euro rechnen. Der Schaden ist nicht durch eine Versicherung gedeckt.

Ziel von Dieben. "Ich bin sprachlos und enttäuscht. Wir sperren unsere Kirchen bewusst nicht zu, damit Menschen diese Orte nutzen können und dann passiert so etwas." Pfarrer Manfred Mitteregger kann nur den Kopf schütteln. Die evangelische Kirche in Gröbming war schon öfter das Ziel von Dieben, am Heiligen Abend des vergangenen Jahres wurden Krippenfiguren gestohlen, heuer bei einer Ausstellung drei historische Bücher, darunter eine besonders wertvolle Lutherbibel.

Im August. Der Diebstahl der Orgelpfeifen schlägt aber alles bisher Dagewesene. Die Tat selbst dürfte sich bereits im August ereignet haben. Die Organisten beklagten damals, dass die Orgel keinen richtigen Zug mehr habe. "Da in der Kirche gerade der Steinboden neu verlegt wurde, dachten wir an einen mechanischen Schaden oder Probleme durch den Staub", erinnert sich Pfarrer Mitteregger. Erst als vergangene Woche der Orgelbauer Nachschau hielt, wurde der Diebstahl bemerkt.

Profis am Werk. Die Täter, offensichtlich Profis, hatten von den rund 480 Orgelpfeifen lediglich jene aus Zinn mitgenommen. Die vergleichsweise wertlosen aus Holz und Blech blieben zurück. Die 122 gestohlenen Orgelpfeifen sind jeweils 60 Zentimeter hoch und haben ein Gewicht von rund 40 Kilogramm. Die Polizei vermutet, dass Metalldiebe am Werk waren, eine konkrete Spur gibt es aber noch nicht.

Konsequenzen überlegt. Nach der Serie von Diebstählen wird das Presbyterium der evangelischen Kirche über mögliche Konsequenzen beraten. "Wir möchten unsere Kirchen aber auf jeden Fall offen halten, damit viele Menschen zu uns kommen können", so Pfarrer Manfred Mitteregger.