Das Narzissenfest lockt jedes Jahr Tausende Besucher ins Ausseerland. Sie kommen, um die kunstvoll gesteckten Figuren zu bewundern, für die es bis zu 200.000 Exemplare der Sternnarzisse braucht. Zum heurigen Termin Ende Mai wird man aber ohne sie auskommen müssen. Grund dafür ist der Klimawandel, sagt Rudolf Grill, Obmann des Narzissenfestvereins. „Angesichts des extrem warmen Frühlings sind wir nervös, was die Narzissenblüte angeht. Die Knospen sind schon deutlich zu sehen, drei Wochen früher als normal.“

Es gebe auch immer weniger Schnee: „Wenn wir in höheren Lagen noch eine Schneeauflage hätten, wäre es kein Thema. Aber selbst da liegt kaum noch welcher.“ Und dort, wo es noch kalt genug ist, gibt es keine Narzissenwiesen.

Statt den weißen Narzissen setzt man heuer auf ein „buntes Fest“
Statt den weißen Narzissen setzt man heuer auf ein „buntes Fest“ © Harald Steiner

„Buntes Fest“ mit anderen Blumen

Im Ausseerland ist jetzt Anpassung gefragt. „Wir arbeiten mit der Natur und können uns daher nur dem bedienen, was sie uns bietet“, erklärt Grill. Daher setzt man jetzt auf ein „buntes Narzissenfest“ mit vielen verschiedenen Blumen. „Das schaut sicher lustig und schön aus, ich bin neugierig“, sagt Franz Steinegger, Bürgermeister von Grundlsee. Findet das Fest doch heuer in seiner Gemeinde statt.

„Irgendwo schmerzt es aber schon“, meint Altausseerin Elisabeth Freller. Sie steckt seit vielen Jahren mit ihrer Familie Figuren, die schon mehrmals gewonnen haben. „Freilich wäre es schade, ohne Narzissen. Aber das ist halt die Natur.“ Andere Blumen würden die Arbeit insofern etwas erschweren, als Narzissen den Figuren „andere Proportionen geben als andere Blumen“.

Schneemann Gustl von Familie Freller/Pucher gewann 2022 den ersten Platz
Schneemann Gustl von Familie Freller/Pucher gewann 2022 den ersten Platz © KLZ/Jürgen Fuchs

Bewertungskriterien werden verändert

Der Narzissenfestverein wird – sollte sich die Lage nicht ändern – natürlich die Bewertungskriterien für die Figuren verändern. Bisher mussten diese mit mindestens 70 Prozent Narzissen besteckt sein. Für den Rest durfte man Naturmaterialien wie Moos oder andere Blumen verwenden. Dieser Anteil wird jetzt erhöht. „Das kann so weit gehen, dass wir erlauben, gar keine Narzissen zu verwenden. Und wenn jemand doch welche ergattert, ist jede Narzisse auf einer Figur ein besonderer Höhepunkt.“

Schon in den Jahren zuvor waren andere Pflanzen erlaubt
Schon in den Jahren zuvor waren andere Pflanzen erlaubt © Harald Steiner

Die Korsoteilnehmer dürfen aber nur selbst gepflückte Pflanzen wie Klee oder Margeriten aus der Umgebung einbauen. „Absolut tabu sind geschützte Blumen wie Knabenkraut. Da informieren wir auch“, sagt Grill. Übrigens hat es ein ähnliches Szenario, wie es jetzt bevorsteht, vor dreizehn Jahren schon einmal gegeben, weiß Grill. Damals sind die Narzissen kurzfristig verblüht. Das etwas andere Fest sei aber gut angekommen, zeigt er sich auch jetzt zuversichtlich.

Früherer Termin schwer möglich

Wie es angesichts des Klimawandels mit dem Narzissenfest weitergehen wird? „Das macht die Sache nicht einfacher. Wir haben immer schon gesagt, wir können alles noch so perfekt planen, aber die Narzissenblüte gibt uns die Natur vor“, sagt Grill. Ein zu früher Termin sei dabei noch schwieriger, als ein zu später. „Denn vor der Narzisse blüht fast gar nichts. Da wird es schwierig, beim Fest mit anderen Blumen zu kompensieren“, erklärt Grill.

Man wolle in Zukunft versuchen, die nächsten Termine „mit dem nötigen Fingerspitzengefühl“ besser zu treffen. Wird doch aufgrund der vielen logistischen Vorbereitungen der Zeitpunkt für das Narzissenfest immer schon eineinhalb Jahre zuvor festgelegt.

Narzissen und Ehrengäste 2023: Bundes- und Landespolitik mit den Narzissenhoheiten und dem Ausseer Bürgermeister
Narzissen und Ehrengäste 2023: Bundes- und Landespolitik mit den Narzissenhoheiten und dem Ausseer Bürgermeister © Harald Steiner