Die Wiedemannknöpfe GesmbH mit Sitz in der Hauser Marktstraße wurde 1919, also vor 125 Jahren, von Viktor Wiedemann, der ursprünglich aus dem niederösterreichischen Sankt Veit an der Triesting stammt, gegründet. Die Ursprünge der traditionsreichen Knopfmanufaktur würden aber hier im Ennstal, nur gut zehn Kilometer weiter östlich, liegen, weiß Seniorchef Manfred Stocker.

„Antonia Weitgasser war Uhrmacher- und Goldschmiedemeistergattin in Gröbming. Ihr Mann verstarb früh und um ihr Geschäft weiterbetreiben zu können, schrieb sie österreichweit eine Meisterstelle aus. Wiedemann sah die Ausschreibung, übernahm die Stelle und heiratete Antonia Weitgasser später auch. In der Folge baute er den Betrieb sukzessive aus, speziell in Richtung Knöpfe hin, und verlegte ihn von Gröbming nach Haus.“

Im Gravurdesign, dem zweiten Geschäftsbereich, kommt eine moderne CNC-Fräse zum Einsatz
Im Gravurdesign, dem zweiten Geschäftsbereich, kommt eine moderne CNC-Fräse zum Einsatz © KLZ / Benedikt Karl

Seit 2017 leitet in fünfter Generation Gervin Stocker das Unternehmen. Man sei in zwei Geschäftsbereichen tätig, erzählt der 39-jährige Absolvent der HTL für Automatisierungstechnik in Waidhofen an der Ybbs. Und zwar in der Produktion von Knöpfen und Modeaccessoires sowie im Gravurdesign. Erstere sei dabei ganz klar das Hauptgeschäft. Blechknopf, Hirschhornknopf und Co. seien für über 90 Prozent des Umsatzes verantwortlich.

Kunden von regional bis international

Rund zwei Drittel der Knöpfe werden in Österreich verkauft, ein Drittel gehe ins Ausland, zumeist ins benachbarte deutschsprachige, so Stocker. Abnehmer sind sowohl der Einzelhandel als auch die Bekleidungsindustrie. Auf die Knöpfe aus dem Hause Wiedemann setzen beispielsweise Trachtenunternehmen wie Steiner 1888 aus dem nahen Mandling oder Lodenfrey aus München, aber auch die österreichischen Heimatwerke und die Grazer Designerin Lena Hoschek.

Die wichtigsten Kunden aber seien Vereinsausstatter wie Koller, Hohensinn oder Sifkovits, berichtet der Hauser. Die Uniformen unzähliger Musik- und Trachtenvereine in ganz Österreich seien mit Knöpfen von Wiedemann bestückt. Das gilt natürlich auch für jene der Marktmusikkapelle Haus, deren Mitglieder vor einigen Jahren sämtliche Knöpfe und Accessoires gleich direkt bei ihm im Betrieb ausgesucht hätten.

Schnelligkeit und Flexibilität als Trumpf

Gegen die zunehmende Konkurrenz aus Fernost könne man sich dank Schnelligkeit, Flexibilität und langjähriger treuer Stammkunden behaupten. Ein anderer langjähriger Wettbewerbsvorteil, die Spezialisierung auf Kleinstmengen, sei hingegen leider Geschichte. Mittlerweile würden diese auch chinesische Produzenten anbieten. „Fernost stellt um, China braucht Aufträge“, so der Ennstaler Knopfproduzent wenig erfreut.

Die hauseigene Galvanik beschleunigt den Produktionsprozess
Die hauseigene Galvanik beschleunigt den Produktionsprozess © KLZ / Benedikt Karl

VW-Logo mit Ursprung im Ennstal?

Stocker weist auf die Rückseite eines Knopfs hin, auf dem das Logo von Firmengründer Viktor Wiedemann zu sehen ist. Es ist praktisch ident mit jenem von Volkswagen. Sein Vorfahre habe Uniformknöpfe für die Wehrmacht produziert und ihm sei erzählt worden, dass man bei VW so auf das Logo aufmerksam geworden sei und sich in weiterer Folge auf eine Nutzung geeinigt habe. Belegt ist die Geschichte zwar nicht, dass sie sich so zugetragen hat, aber durchaus vorstellbar.

Das Logo von Viktor Wiedemann - ein V auf einem W in einem Kreis
Das Logo von Viktor Wiedemann - ein V auf einem W in einem Kreis © KLZ / Benedikt Karl

Zwei Geschwister, eine Leidenschaft

Dass Knöpfe nicht nur Trachtenmode oder Vereinsuniformen zieren können, sondern auch Hälse, Handgelenke und Ohren, beweist Gervins Schwester Judith. Die in Graz Wohnhafte veredelt die Erzeugnisse aus der Manufaktur ihres Bruders seit einigen Jahren zu Schmuckstücken. Die handgefertigten Halsketten, Armbänder und Ohrstecker verkauft sie unter dem Markennamen „Knopfgeschwister“.