„Sie ist zwar alt, aber i häng an ihr – kannst du sie bitte richten?“ Das ist ein Satz, den Peter Mayer nur allzu oft hört. Und wenn er ihn hört, geht er damit einher, dass ihm eine Uhr entgegengestreckt wird.

Der Uhrmachermeister, der in Irdning sein Geschäft betreibt, ist einer unter ganz wenigen seiner Art, die es jetzt noch gibt. „Früher war das anders, da waren es neun Uhrmacher im Bezirk. Jetzt sind’s maximal noch drei“, sagt Mayer. Dementsprechend groß ist sein Kundenstock. Haupttätigkeiten sind das Wechseln von Batterien, Bändern oder Stiften. Dann und wann bekommt der Irdninger alte Kuckucksuhren zur Reparatur oder auch Taschenuhren, die gut und gerne 150 Jahre und mehr auf dem Buckel beziehungsweise dem Ziffernblatt haben. „Da kommen manchmal gleich drei oder vier auf einmal. Und dann lange wieder nix.“

Das Reparieren beziehungsweise Restaurieren der alten Uhren macht ihm besondere Freude. Wenn er keine Ersatzteile bekommt – und das ist bei den alten Stücken keine Seltenheit – macht er sie selber. Das ist allerdings eine sehr aufwendige Arbeit. „Das Problem ist oft die Wertigkeit der Uhr. Wenn sie nicht mehr gegeben ist, stellt sich die Frage, ob das Reparieren noch dafürsteht“, sagt Mayer. Denn eine Meisterstunde kostet 150 Euro, „und drei Stunden brauchst du leicht. Da würde mich der Kunde fragen, ob ich spinne. Und deshalb ist das Restaurieren für mich eher ein Hobby“.

Eine zwecks Reinigung komplett zerlegte Herrenarmbanduhr – das komplette Uhrenservice dauert gut zwei Stunden
Eine zwecks Reinigung komplett zerlegte Herrenarmbanduhr – das komplette Uhrenservice dauert gut zwei Stunden © Dorit Burgsteiner

Jüngster Meister Österreichs

Nach der Hauptschule hat Mayer in Karlstein an der Thaya die Uhrenfachschule besucht und im Alter von 18 Jahren die Meisterprüfung absolviert. „Ich bin der jüngste Uhrmacher-Meister in Österreich gewesen“, erzählt er. Zwei Jahre hat er dann gemeinsam mit seinem Vater in dessen Betrieb gearbeitet, und selbigen 1980 übernommen. „Da sind wir zu viert gewesen, weil einfach so viel Arbeit war.“ Manchmal mussten zu Beginn des Sommers gar Nachtschichten eingelegt werden. Warum? Die Armbanduhren waren damals noch nicht wasserdicht. Wenn dann die ersten schönen Tage ins Land gezogen sind, „haben viele vergessen, dass sie die Uhr beim Schwimmen abnehmen. Dann sind sie damit gekommen – und du hast die Uhren gleich reparieren müssen, sonst wären sie rostig geworden“, schmunzelt Mayer.

In den 1990er-Jahren sind dann elektrische Uhren, Quarzuhren und Wegwerfuhren populär geworden. „Die waren so billig, dass sich eine Reparatur gar nicht ausgezahlt hätte – die Arbeit ist deshalb immer weniger geworden, und ebenso die Uhrmacher.“

Zweites Standbein geschaffen

Nur von diesem Geschäft allein könnte auch Mayer mittlerweile nicht leben, er hat sich deshalb ein zweites Standbein geschaffen. Und verkauft zusätzlich Fischereiartikel. „Es ginge das eine ohne das andere nicht.“ Denn was die Fischerei angeht, lauert – wie so oft – als großer Feind das Internet. „Dabei sind die Preise gleich. Mit dem Internet haben alle zu kämpfen, das tut schon ein bisschen weh. Aber ich komme gut durch.“

Zurück zu den Uhren. „Es ist schade, dass das Ganze weniger wird“, bedauert Mayer. Uhrmacher sei im Prinzip ein Beruf, den mittlerweile niemand mehr brauche, sagt er. Es sei nur mehr die ältere Generation, die ihre Stücke reparieren lässt. „Die Jugend denkt anders – da hat jeder seine Smartwatch. Es ist eine andere Zeit geworden. Nichtsdestotrotz ist es schön zu sehen, dass Leute dankbar sind, dass es mich noch gibt.“

In Irdning betreibt der Uhrmacher, der auch Angelsport-Equipment und Pokale verkauft, sein Geschäft
In Irdning betreibt der Uhrmacher, der auch Angelsport-Equipment und Pokale verkauft, sein Geschäft © Dorit Burgsteiner