So einen Schulterschluss gab es in der Steiermark noch nie. Entscheidungsträger aus der Ärzteschaft (Primarärzte, ärztliche Direktoren, Abteilungsleiter), Pflegeleitungen. Ärztekammer, Kages-Spitze – alle am LKH Leoben vereint. Ein Zeichen und eine Machtdemonstration der Einigkeit.

"Primarärzte, die zutiefst betroffen waren über die negativen Schlagzeilen, sind an mich herangetreten", erklärt Erich Schaflinger, der Vorsitzende des Koordinationsgremiums für Versorgungssicherheit in der Steiermark. Das war einer der wichtigsten Beweggründe für den gemeinsamen Auftritt.

Man wolle allen politischen Spielchen genauso wie den internen Querelen entgegenwirken und die Unsicherheit in der Bevölkerung mit Informationen über die Reform bekämpfen. 

Die Notwendigkeit der Reformen zeige sich am Beispiel Bruck/Leoben. Um das sogenannte LKH Hochsteiermark hatte sich zuletzt ja ein politischer Kampf entwickelt – und es hatte viele negative Schlagzeilen gegeben.

Schaflinger: "Für uns ist es ganz wichtig zu zeigen, dass wir jetzt gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir wissen, es ist nicht alles Wonne und Sonnenschein, es wird wehtun, aber wir stehen hier, um gemeinsam zu gehen. Wir wissen alle: "Wenn wir die Strukturveränderung nicht durchziehen, dann werden wir scheitern." Und mit einem Blick auf die Politik: "Politiker machen nicht immer alles besser im Gesundheitsbereich."

Phalanx der Steirerärzte und der Steirerpflege

Es war beeindruckend, wer alles vor Ort in Leoben war: die Kages-Chefetage mit Gerhard Stark und Ulf Drabek, der Präsident der Primarärzte, Othmar Grabner, die ärztlichen Direktoren Wolfgang Köle (LKH-Uniklinikum Graz), Michael Lehofer (LKH Graz II), Primarärzte wie Rudolf Schrittwieser, Abteilungsleiter wie Josef Tauss (diagnostische und interventionelle Radiologie Bruck), Martin Michael Uggowitzer (Institut Radiologie/Nuklearmedizin Leoben), die Pflegeleitungen Peter Url (Bruck) und Daniela Sporer (Leoben) sowie Ärztekammerpräsident Michael Sacherer. Und viele, viele mehr ...

Details und Stimmen zur Reform

Stark erklärte nochmals die Details: Leoben als operativer Schwerpunkt, Bruck als konservativer Schwerpunkt mit tagesklinischen Kompetenzen in verschiedenen Fächern und Mürzzuschlag als altersmedizinisches Zentrum.

Die Hintergründe? Chirurgen können sich bei Diensten mit sogenannten "Beidiensten" im OP gegenseitig helfen. Auch bei unterschiedlichen Fächern. Je mehr Fälle, desto weiter ist das Spektrum für die Ausbildung – auch das ist im jetzigen System gefährdet.

Und die Tagesklinik ermöglicht auch leichter Teilzeitarbeitsmodelle für Mediziner und Pflege, die immer stärker nachgefragt werden.

Es geht um die ganze Region

Primar Tauss kommentierte die Reform so: "An dieser Bündelung der Kräfte führt nichts vorbei. Wenn wir das nicht machen, dann wird die Situation viel schlechter. Wir müssen dem Personalmangel entgegenwirken und zusammenraffen, was wir haben."

Und sein Kollege Schrittwieser betonte: "Ich kann aus tiefster Überzeugung sagen, dass es der richtige Weg ist, die chirurgischen Fächer auf einen Standort zu konzentrieren."

Und begründete auch sehr persönlich, warum er glaubt, dass die Reform die beste Option für die Menschen hier sei. "Meine Eltern, meine Schwiegereltern leben in der Region."

Köle sagte: "Wir alle brauchen Unterstützung, und wir unterstützen. Es ist ein Geben und Nehmen zwischen den Spitälern." Beispiele? Herzschrittmacher, Chirurgie, Onkologie. 

Detailplanungen, Bedeutung für die Steiermark

In Bruck/Leoben steht den Verantwortlichen eine Mammutaufgabe bevor. Die Gefäßchirurgie soll "stabilisiert" werden, die Anästhesie genauso, damit die Ortho-/Traumaabteilung gesichert ist. 100 Millionen Euro werden in bauliche (neue Abteilungen wie Erwachsenenpsychiatrie bzw. Kinderambulanz, Pneumologie ...) und medizinische Maßnahmen (OP-Roboter) investiert.

Die Dutzenden Abgänge seien ein klares Zeichen gewesen – noch einmal werde man nicht so lange zuwarten, bis sich ganze Abteilungen auflösen. Übersiedlungen sind ab Ende 2024 (Ortho/Trauma nach Leoben) und Beginn 2025 (Pulomologie nach Bruck) geplant.

Auch die Pflege zieht mit, von über 30 Arbeitskreisen ist in Bruck und Leoben die Rede. Wie große Zahnräder sollen die Pflegemannschaften aus unterschiedlichen Krankenhäusern in der Steiermark zusammenarbeiten, weil man den Patienten helfen will.

Beispiele, die es schon jetzt gibt. So hilft die Pflege aus Weiz, Hartberg oder Deutschlandsberg bereits in anderen Spitälern.

"Unpolitische Medizin"

Das Schlusswort hatte Gerhard Stark: "Wir können nicht neue Ärzte erfinden, die gar nicht da sind. Aber wir können die Wirksamkeit erhöhen, indem wir die Ärzte in Spitälern zusammenfassen."

Und noch ein Appell: "Die Medizin ist unpolitisch, kennt keine Geschlechter und soziale Grenzen, uns geht es um Medizin."