Eine F-35 "Lightning II" bekommt man in Österreich nur selten zu sehen, am Boden zuletzt 2019. Kommenden Freitag werden zwei dieser modernsten Mehrzweck-Kampfflugzeuge der Welt am steirischen Militärflughafen Zeltweg erwartet. Die beiden Tarnkappenjets vom "158th Fighter Wing" der Vermont Air National Guard fliegen direkt vom US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem in der Eifel ein.

Das Ganze ist mehr oder weniger ein "Höflichkeitsbesuch" am Rande der Nato-Großübung "Air Defender 23" in Deutschland. Vor einem Jahr ist das Bundesheer eine Partnerschaft mit der Nationalgarde des US-Bundesstaats Vermont eingegangen, das will Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) mit einem Festakt in der Steiermark noch einmal würdig feiern.

Video: "158th Fighter Wing" der US-Nationalgarde

Abseits davon sollte man von der größten Luftverlegeübung in der Geschichte der Nato hierzulande nur wenig mitbekommen. Zwar werden ab Montag vermehrt Militärflugzeuge auf einem Korridor zwischen Rumänien und Deutschland unterwegs sein, diese Flugbewegungen seien aber im üblichen Rahmen, sagt Oberst Michael Bauer vom Bundesheer. Jeder Überflug über Österreich muss im Vorfeld genehmigt werden. Zur Veranschaulichung: Im Jahr 2022 gab es 6550 genehmigte Überflüge von ausländischen Militärmaschinen.

Verspätungen möglich

Wer jedoch im Zeitraum vom 12. bis zum 23. Juni Flüge nach oder über Deutschland gebucht hat, muss sich auf Verspätungen gefasst machen. Rund 250 Luftfahrzeuge aus 25 Nato-Mitgliedsstaaten sowie bis zu 10.000 Soldatinnen und Soldaten nehmen an dem Manöver unter Führung der deutschen Luftwaffe teil. An die 2000 Flüge sind geplant. Diese finden zwar nur in drei eng definierten Übungsräumen (und ausschließlich im Nato-Luftraum) statt, die Flughäfen Berlin-Brandenburg und Frankfurt liegen aber nicht weit davon entfernt. An den Wochentagen rechnet die Gewerkschaft der Fluglotsen daher mit teils erheblichen Auswirkungen auf die Zivilluftfahrt. Auch die Bundeswehr räumt ein, dass es zu Beeinträchtigungen kommen könnte.

Die Übungsräume für "Air Defender 23"
Die Übungsräume für "Air Defender 23" © Bundeswehr

Verteidigung der "roten Linie"

Geprobt wird in den kommenden Wochen der Bündnisfall. Die Übung sei defensiver Naur, betonte Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. "Sie ist gegen niemanden gerichtet". Die Nato werde aber unmissverständlich klarmachen, dass das Bündnisgebiet die "rote Linie" sei und mit allen Mitteln verteidigt werde. Das Übungsszenario von "Air Defender 23" erscheint angesichts der geopolitischen Veränderungen nicht mehr ganz so unrealistisch wie noch vor Jahren: Truppen und Spezialkräfte eines östlichen Militärbündnisses sind in Deutschland eingedrungen und halten den Osten der Bundesrepublik besetzt. Aus der Luft müssen unter anderem der Hafen Rostock und die Pipelines durch die Ostsee verteidigt werden.

Anmerkung: In einer früheren Version stand, dass die F-35 erstmals in Österreich landen wird. Das ist nicht der Fall, das Flugzeug war schon bei der Airpower 2019 in Zeltweg zu sehen.