"Er dürfte nicht ihr Typ gewesen", sagt Stephan Überbacher von der Polizei in Deutschlandsberg und lacht. Weil sie von einem Stier nicht besamt werden wollte, ergriff eine Kuh in Deutschlandsberg Mittwochnachmittag kurzerhand die Flucht. Was folgte, war ein stundenlanger Polizeieinsatz. Der erste Notruf ging gegen 16.30 ein: "Es hieß, eine Kuh sei auf der Bundesstraße bei Hollenegg unterwegs. Wir sind dann gleich ausgerückt, drei Streifen insgesamt", erzählt Überbacher.

Doch die Kuh entging zunächst dem Zugriff der Exekutive. Auf der Bundesstraße fehlte jede Spur von ihr. "Sie dürfte sich irgendwo im Wald versteckt haben", sagt Polizist Überbacher. Zwei Polizeistreifen rückten unverrichteter Dinge wieder ab, nur eine machte sich auf die Suche nach dem Besitzer des flüchtigen Tieres.

Hochbeete und Zäune beschädigt

Eine Stunde später der nächste Anruf: Die Kuh nähere sich dem Stadtgebiet von Deutschlandsberg. "Ein Wagen des Roten Kreuzes hat sie quasi verfolgt und immer wieder ihre Position durchgegeben", erzählt Überbacher.

Schließlich konnten die Polizisten die rund 600 Kilogramm schwere Kuh in einer Wohnsiedlung im Bereich Keltenweg/Grazerstraße stellen. Sie hatte bereits einige Zäune und Hochbeete beschädigt und graste in einem Garten. Die Polizei konnte das Tier davon abhalten, auf Hauptverkehrsstraßen zu laufen.

Mit Schuss betäubt

Die Kuh wurde schließlich über Anordnung des Amtstierarztes von einem befugten privaten Schützen mit einem Betäubungsgewehr so weit betäubt, dass sie in einem benommenen Zustand mit einem Strick fixiert werden konnte: "Drei Schüsse hat es gebraucht", sagt Überbacher.

Schlussendlich wurde das zweijährige Rind von seinem Besitzer auf einen Viehanhänger verladen und nach Hause in den Stall gebracht. Der gesamte Einsatz nahm mehrere Stunden in Anspruch. Auch für Polizist Überbacher eine erinnerungswürdige Aktion: "Ich war schon bei einigen Einsätzen mit entlaufenen Kühen dabei, aber in einer Wohnsiedlung? Das war das erste Mal."