Was, wenn das Schiff explodiert? Katja Corcoran will herausfinden, ob Menschen sich diese Frage stellen, bevor sie auf einer Kreuzfahrt mit grünem Gas übers Meer schippern. Denn all die neuen Technologien, die im Kampf gegen den Klimawandel helfen sollen, sind nutzlos. Zumindest dann, wenn sich die Menschen davor fürchten oder sie nicht ernst nehmen und sie deshalb nicht annehmen.

Corcoran ist als Sozialpsychologin der Uni Graz Teil eines 3,5 Millionen schweren EU-Projekts. Es dreht sich um grünes Gas. Genauer: synthetisches, flüssiges Methan aus Biomasse, das mithilfe von erneuerbaren Energien in Ländern wie Chile und Kanada hergestellt und in Tankern nach Europa gebracht wird. Dort dient es vor allem als Treibstoff für Schiffe und Lkws. Grünes Gas gilt als möglicher Klimaretter.

Was für Akzeptanz sorgen kann

Im Projekt kümmern sich Forscherinnen und Forscher aus sechs Ländern darum, die Technologie weiterzuentwickeln. "Aber die Technologie ist eben nicht alles", sagt Corcoran. Sie muss praktisch umsetzbar sein, "die Menschen müssen sie nutzen wollen".

Also befragt Corcoran mehrere Hundert Leute, darunter auch Kapitäne und Lkw-Fahrer, zum grünen Gas, um Vorbehalte herauszufinden. Und Mittel, die in Folge für Akzeptanz sorgen. In Zukunft könnte dann zum Beispiel eine Art Gütesiegel Vertrauen schaffen und den Leuten die Sicherheit und Umweltfreundlichkeit der Technologie garantieren, erklärt Corcoran.

"Thema ist dringend"

Was es noch braucht, damit das grüne Gas Teil unseres Alltags wird, sind die passenden rechtlichen Rahmenbedingungen. Die untersucht Miriam Hofer am Forschungszentrum für Klimaschutzrecht der Uni Graz. Zum einen muss darauf geachtet werden, dass das Gas nicht aus Biomasse entsteht, die "im Regenwald abgeholzt wurde". Sonst wäre es erst wieder kein grünes Gas. Eine EU-Richtlinie regelt, welche Art von Biomasse verwendet werden darf.

Katja Corcoran vom Institut für Psychologie und Miriam Hofer vom Forschungszentrum für Klimaschutzrecht
Katja Corcoran vom Institut für Psychologie und Miriam Hofer vom Forschungszentrum für Klimaschutzrecht © Uni Graz

Zum anderen gibt es offene Fragen: Wird das grüne Gas nach Europa transportiert, kommt es dazu, dass Methan freigesetzt wird, "das ist noch gar nicht rechtlich erfasst". Eine EU-Verordnung kommt, es liegt an Juristin Hofer, zu empfehlen, wie man sie umsetzen kann.

Jetzt ist eine gute Zeit für das Projekt zum grünen Gas, sagen Hofer und Corcoran. Schließlich könnte das Gas das russische Erdgas ersetzen. "Das Thema ist dringend." Gerade bei der Lösung von solch großen Problemen sei es nötig, dass Techniker, Psychologen und Juristen zusammenarbeiten. Nur so kann das grüne Gas bis Ende des Projekts – in drei Jahren – bereit für den Markt sein.