Erst unlängst wurde in Obdach im Murtal ein Wolf gesichtet. Jetzt soll eine Wildkamera im Gemeindegebiet von Eisbach-Rein ebenfalls einen Wolf zeigen. Ein Jäger dürfte beim Auslesen der Speicherkarte seiner Wildkamera die Bilder entdeckt haben, heißt es von der Steirischen Landesjägerschaft.

"Das Bild ist am 3. Mai 2022 um 5.28 Uhr aufgenommen worden", heißt es bei der Landesjägerschaft. Sie wurden an den Wolfsexperten Aldin Selimovic vom Forschungsinstitut für Wildtiere in Wien übermittelt.

Experte: "Ziemlich eindeutig ein Wolf"

Selimovic bestätigte, dass die Fotos mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Wolf zeigen. "Die Kopfform passt. Und auch die Ohren – sie sind abgerundet und aufgestellt. Und vorne hat das Tier eine dunklere Zeichnung", erklärt der Experte gegenüber der Kleinen Zeitung. All dies seien Hinweise, dass es sich um einen echten Wolf handle. Das Foto sei noch dazu in einer guten Bildqualität, was die Bestimmung erleichtere.

Der Wolf dürfte außerdem eine Hautkrankheit haben, darauf würden die kahlen Stellen an den Augen und am Kopf hinweisen. "Es könnte Räude sein, woran Hunde oder Füchse genauso erkranken können", sagt Selimovic. Eine genaue Untersuchung sei ja nicht möglich, da das Tier als Wildtier herumstreune.

Landwirte und Jäger informiert

Das Tier sei laut Landesjägerschaft das erste Mal in dem Gebiet aufgetaucht. Wölfe seien Wildtiere und scheu, aber es gelte erhöhte Achtsamkeit für Landwirte und Jäger. Für Wanderer gelte, sich auf markierten Wegen zu Tageslichtzeiten aufzuhalten.

"In enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden wird die Situation beobachtet, um festzustellen, ob es sich um ein durchziehendes Einzeltier handelt oder ob es sich länger im Gebiet aufhält. Anhand von DNA-Spuren kann vielleicht auch eine Identifizierung gelingen", sagt Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau. Die zuständigen Jägerinnen und Jäger sollen als Experten vor Ort in die Gewinnung von DNA-Spuren miteinbezogen werden.

"Wolf umgeht auch Herdenschutzmaßnahmen"

Es wurden die umliegenden Landwirte und über Bezirksjägermeister Harald Schönbacher auch die zuständigen Jäger informiert und um erhöhte Aufmerksamkeit gebeten. Für die Landwirte sei laut Landesjägerschaft diese Information besonders wichtig, um ihre Weidetiere aufmerksam zu beobachten und zu schützen. Kammerpräsident Franz Titschenbacher wiederholte am Mittwoch seinen Standpunkt, wonach aus Sicht der heimischen Land- und Almwirtschaft "eine Ko-Existenz mit dem Wolf in unserer Kulturlandschaft immer schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich" sei. "Zumal immer mehr Fälle von Tierrissen innerhalb von Weiden zeigen, dass der Wolf auch Herdenschutzmaßnahmen umgehen kann."

Mehr Fotos vermeintlicher Sichtungen werden geprüft

Der Wolfexperte von der Veterinärmedizinische Universität Wien, Selimovic, meint: "Uns werden immer mehr Fotos von vermeintlichen Wolf-Sichtungen geschickt." Die Zusammenarbeit mit der Jägerschaft würde ebenfalls sehr gut funktionieren. Der Experte ist dankbar für die vermehrten Bilder, sagt aber auch, dass "die meisten Fotos in schlechter Qualität aus mehreren hundert Metern Entfernung mit dem Handy gemacht werden". Dadurch seien viele verschwommen und schwer zu identifizieren. Und oft würde sich ein Fall auch nicht bestätigen.

Warum im Frühling mehr Wolf-Sichtungen?

Albin Blaschka, Leiter des Bär-Wolf-Luchs-Zentrums in Raumberg-Gumpenstein, hat eine Erklärung parat, warum gerade im Frühling mehr Wölfe gesichtet werden, noch dazu in eher besiedeltem Gebiet: "Wölfinnen bringen ihre Jungen im frühen Frühling zur Welt, bis zum Wurf im nächsten Frühling bleiben die jungen Tiere im Rudel. Wenn es dann einen neuen Wurf gibt, verlassen die männlichen Einjährigen das Rudel auf der Suche nach neuen Revieren und Partnerinnen." Dabei würden sie zum Teil auch enorme Strecken zurücklegen. Und: "Wölfe sind per se schau, aber natürlich sind männliche Jugendliche etwas neugieriger" – deshalb könne es auch sein, dass sie sich "näher an menschliche Infrastruktur heranwagen. Den Menschen scheuen aber auch junge Tiere." Österreichweit konnte man laut Blaschka im Vorjahr 36 Wölfe eindeutig identifizieren. >>Mehr dazu in diesem Interview: "Der Wolf ist schon da"<<