Die Polizei spricht in einer Aussendung von "branchenüblichem Verhalten": Betreiber von Hanfshops sowie Produzenten von CBD-Blüten sollen nicht nur mit reinen Naturhanfsorten handeln, sondern auch eigene Kreuzungen und Züchtungen mit höherem THC-Gehalt vertreiben. Des Weiteren sollen einige der Händler auch die Grundprodukte für Eigenbau-Marihuana verkaufen und damit Suchtmittelproduktion ermöglichen. Nach vier Jahren Ermittlungen und mehreren konzertierten Operationen in der Branche ging die steirische Polizei nun mit den Ergebnissen an die Öffentlichkeit.

Ausgangspunkt für die Ermittlungen war das hohe Aufkommen von Eigenbau-Marihuana in einschlägigen Kreisen. Nachdem steirische Drogenfahnder in den letzten Jahren immer wieder professionelle Indoor-Anlagen aufgespürt und sichergestellt hatten, gingen sie der Spur zu den Verkäufern der Hanfstecklinge und dem notwendigen Zubehör nach. Diese wurden zunächst in Hanfshops in Graz und im Raum Bruck-Mürzzuschlag vermutet.

90 Ermittler rückten aus

Die Operationen in der Branche liefen unter mehreren Decknamen, so auch"Grasgeflüster reloaded". Denn schon 2012 hatte es ähnliche Ermittlungen rund um einen Grazer Hanfshop ("Operation Grasgeflüster" mit zehn Festnahmen) gegeben. Nun wurden an den zwei Hauptzugriffstagen gleichzeitig Hausdurchsuchungen an 69 Adressen in den Bezirken Murtal, Bruck-Mürzzuschlag, Hartberg-Fürstenfeld, Voitsberg und Weiz durchgeführt. Rund 90 Suchtgiftmermittler rückten dazu aus, unterstützt auch von Beamten der Lebensmittel- und Finanzbehörden. Federführend bei den Ermittlungen waren das Landeskriminalamt Steiermark (Außenstelle Niklasdorf) und die Suchtmittelgruppe Murtal, koordiniert wurde das Vorgehen durch die Staatsanwaltschaft Leoben.

Die Ermittlungen konzentrierten sich im Wesentlichen auf die Betreiber und Angestellten von vier Hanfshops und drei CBD-Produzenten, alle sind zwischen 26 und 36 Jahre alt. Sie sollen relativ offen Hanfstecklinge und einschlägiges Zubehör verkauft haben, damit sei den Kunden die Produktion von insgesamt rund 170 Kilo Cannabis ermöglicht worden. Die Hauptverdächtigen wurden über Anordnung der Staatsanwaltschaft Leoben wegen Verbrechen und Vergehen nach dem Suchtmittelgesetz festgenommen. Ausschlaggebend für die Festnahme waren die großen Mengen, heißt es.

Auch mehr als 140 Kunden hat die Polizei ausgeforscht, 90 Hausdurchsuchungen bei ihnen durchgeführt. Auch sie werden wegen Suchtmitteldelikte angezeigt.

Trotzdem verboten

Aber auch Kunden, die in gutem Gewissen CBD-Produkte in diversen Hanfshops und an Automaten kauften, dürften getäuscht worden sein. Denn das Ausgangsprodukt war in vielen Fällen kein Naturhanf, sondern eigene Züchtungen und Kreuzungen der Erzeuger. "Diese haben zwar auch einen niedrigen THC-Gehalt, sind aber trotzdem verboten", sagt die leitende Ermittlerin. Dies sei in der Branche so üblich, die Produzenten und Händler würden bewusst dieses Risiko eingehen - in der Hoffnung, dass die Polizei das ohnehin nicht bemerkt. "Und es ist auch nicht einfach nachzuweisen", merkt die Ermittlerin an.