Es ist ein ambitioniertes Ziel, das PJM verfolgt. Das Unternehmen mit seinen rund 60 Mitarbeitern und Sitz in Graz will den Schienengüterverkehr fit für die Zukunft machen. "Zurzeit ist es so: Man weiß nicht, wann ein Güterwagen wo ist, wie es ihm geht, welche Probleme er hat. Man muss ihn zeitaufwendig inspizieren und überprüfen. Das schreit nach Transformation", so Günter Petschnig. Gemeinsam mit Martin Joch ist er Geschäftsführer von PJM. Seit 20 Jahren befassen sich die zwei mit der Bahn, kennen die Herausforderungen und Probleme der Fahrzeughersteller, Wagenhalter und Spediteure.

Mit ihrem System, dem "WaggonTracker", wollen sie einen Schritt in Richtung Digitalisierung und Automatisierung der Bahn wagen. Seit zwölf Jahren feilen sie, nun ist das System in Serienfertigung und im Einsatz. Es vermisst den Zug und automatisiert aufwendige Prozesse. Wie es das macht und was das konkret bedeutet?

Langwierige Prozesse innerhalb von Minuten erledigen

Zunächst muss der Wagen mit Strom versorgt werden. Das geschieht durch einen Radnabengenerator, der am Wagen angebracht wird. Sobald sich das Fahrzeug in Bewegung setzt, wird Strom erzeugt. Über Sensoren am Wagen werden Daten wie etwa die aktuelle Position des Fahrzeugs oder die Fahrleistung gemessen. Die Daten werden ins Internet übertragen und können etwa auf einem Tablet dargestellt werden.

Der "WaggonTracker"wird in Graz hergestellt
Der "WaggonTracker"wird in Graz hergestellt © PJM

Das System misst nicht nur, es automatisiert auch Prozesse, die in der Praxis derzeit langwierig durchgeführt werden. Zum Beispiel müssen die Bremsen eines Zuges vor jeder Abfahrt überprüft werden. "Bisher musste ein Mitarbeiter den ganzen Zug entlanglaufen und jede einzelne Bremse inspizieren", sagt Petschnig. Seit den 50ern habe sich dieser Prozess nicht verändert. Projektleiter Christoph Lorenzutti erklärt: "Unser System zeigt innerhalb von Sekunden den Bremsstatus an. Innerhalb von Minuten ist man mit der Überprüfung fertig, die sonst zwischen einer halben und einer Dreiviertelstunde dauert."

Auch ob die Fahrzeuge richtig beladen sind, kann der "WaggonTracker" messen. "Ist der Zug überladen, kann es im schlimmsten Fall zu einer Entgleisung kommen. Ist er unterladen, dann ist das nicht effizient", erläutert Geschäftsführer Günter Petschnig. Signallampen am Zug zeigen dem Belader zum Beispiel an, wie viele Baumstämme er noch auf den Wagen heben kann.

Der "Waggon Tracker" in der Anwendung
Der "Waggon Tracker" in der Anwendung © PJM

Schiene soll der Straße zur Konkurrenz werden

Mithilfe des "WaggonTrackers" sollen nicht nur die Bahnbetreiber entlastet werden, die Schiene soll der Straße zur Konkurrenz werden. "Wir haben derzeit gigantische Warenströme, die per Lkw transportiert werden, dabei wäre die Bahn kosten- und umweltschonender", so Petschnig. Die Bahn müsse aber dazu imstande sein, Güter sicher und rechtzeitig zu liefern. Das könne auch aktuell von großem Wert sein: "Zum Beispiel, wenn es um einen Corona-Impfstoff geht. Die Bahn muss sicherstellen, dass die Transportkette gewährleistet ist und die Temperatur ständig überwacht wird", fügt Geschäftsführer Martin Joch hinzu.

Der "WaggonTracker" soll der erste Meilenstein auf dem Weg in eine Zukunft sein, in der der Güterverkehr ganz selbstverständlich über die Schiene abgewickelt wird. "Das System ist die erste Änderung seit Jahren, die wirkliche Chancen hat, durchzukommen und die Bahn zu verändern", freut sich Petschnig. "Die großen Unternehmen klopfen schon bei uns an und wollen mit uns kooperieren."