Es ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache, an einem Tau aus einer Schlucht oder einem Wald geflogen zu werden. Aber Gundula Tackner ist zum einen nicht jederMANN – und auch wenn so eine Taubergung „kein Lapperl ist“, ein Seil hat sie schon von Berufs wegen „jeden Tag in der Hand“: Die Obersteirerin, die am Sonntag ihren 51. Geburtstag gefeiert hat, ist Bergführerin – und die einzige Flugretterin im Lande. Dreimal im Monat hebt sie mit ihren Kollegen in dem in Feldkirchen bei Graz stationierten Rettungshubschrauber C12 ab. Und das seit fast 20 Jahren.

Der Weg von ihrem Heimatort Hohentauern zum C12-Stützpunkt war einer mit ein paar Umwegen: An sich hatte Tackner nach der Matura am Borg Hasnerplatz in Graz Geologie studiert – gleichzeitig aber auch die Bergführerausbildung absolviert. 1996 schloss sie beides ab, fing zunächst als Bergführerin an, um eine Überbrückung bis zum Job als Geologin zu haben – und blieb hängen. Ach ja, Bergretterin ist sie natürlich auch.

Diese Frau ist ein absoluter Bergfex und weltweit unterwegs. Ihren Stützpunkt hat sie in der Alpinschule am Tauern, im Winter führt sie Ski-, im Sommer Bergtouren „zwischen Großglockner und Mont Blanc“. Selbst Trekkingtouren am Kilimandscharo, in Peru oder in Nepal stehen bei ihr auf dem Programm. Wenn sie nicht gerade in die Luft geht.

Als 2001 der ÖAMTC das Innenministerium in der Flugrettung ablöste, wurden Flugretter gesucht. Die Frau bewarb sich, bestand die Aufnahmsprüfung, absolvierte eine hubschrauberspezifische Ausbildung – und nahm „die große Herausforderung“ an. In den Anfangsjahren nur als Flugretterin in einem Viererteam – seit auf Dreierteams umgestellt wurde, ist sie auch Sanitäterin. Ihre Aufgaben an Bord: Als Flugretterin sitzt sie neben dem Piloten, wickelt den Funkverkehr mit den Einsatzorganisationen ab, bedient das Navi – und als Sanitäterin unterstützt sie den Notarzt.

1800 Einsätze hat die 51-Jährige bisher schon absolviert – irgendwelche besonderen will sie dabei nicht hervorheben.
Wie geht man um mit dem, was man da bei jedem Einsatz sieht und erlebt? „Die Crew ist da, da redet man am Ende vom Dienst. Das ist wichtig“, sagt sie. Ansonsten „darf man nicht zu viel nachdenken, sonst kann man die Arbeit nicht machen. Ich fokussiere mich, mache, was zu tun ist.“

Übrigens auch privat. Fast schon legendär ist die Geschichte, als sie einen hängen gebliebenen Lkw-Fahrer fragen wollte, ob er Hilfe brauche – die Feuerwehr etwa. Als sie dann sah, dass er Ketten mithatte, legte sie sie gleich selbst an. „Wenn man in Hohentauern lebt, kann man das.“

Ansonsten kann es Gundula Tackner in der Freizeit aber auch entspannter angehen: lesen, wohnen, mit Freunden zusammensein ... Und die Berge nicht zu vergessen!