Unzufriedenheit macht erfinderisch. Im Fall von Alexander Murer (31) war es „Enttäuschung über das Bildungssystem“, erzählt der Steirer, der 2008 an der Karl-Franzens-Universität Molekularbiologie inskribierte. Murer setzte sich bei den Protesten im Jahr darauf für die „Demokratisierung der Uni, eine moderne Bildungsgestaltung und den freien Zugang zu Bildung“ ein. Als die Proteste abflauten und die Unzufriedenheit blieb, begann er kurzerhand damit, „auf eigene Faust Laborgeräte zu bauen“. Gemeinsam mit Bernhard Tittelbach vom Grazer Hacker-Verein realraum und dem Studienkollegen Martin Jost initiierte Murer ein communitybasiertes Gentechniklabor: „Jeder hat ungenutzte Geräte mitgebracht. Über Benefiz, Unis und Firmen haben wir immer mehr gesammelt, auch alte und kaputte Geräte gewartet und repariert.“ Daraus entstand im Jahr 2013 das laut Murer „in Europa bis dahin einzigartige Open Bio Lab, ein Gemeinschaftslabor für alle, die etwas über Biowissenschaften und Gentechnik lernen oder mit eigenen Projekten experimentieren wollen“.

Stets tauchte die Frage auf, „wo wir synthetische DNA zum Bearbeiten herbekommen“. Der „Baustein des Lebens“ wird „zur Herstellung künstlicher Proteine, von Medikamenten und gentechnisch veränderten Pflanzen, die ertragreicher oder beständig gegen Umwelteinflüsse sind, benötigt. DNA spielt aber auch in der Lebensmittelproduktion, bei Vaterschaftstests oder Tests auf Erbkrankheiten eine wesentliche Rolle“. Bislang müsse man „DNA online bestellen und mitunter Wochen darauf warten“. Heikel sei, dass dabei „sensible Daten an Drittunternehmer gegeben werden müssen, wenn man keine eigene Abteilung zum Synthetisieren von DNA hat“.

Murer hatte die Idee für ein Laborgerät, das hausintern DNA herstellen kann. Er gewann 2014 mit seinen späteren Firmen-Mitgründern Martin Jost und Bernhard Tittelbach ein Förderungsprogramm für Start-ups in Höhe von 30.000 Euro, welches das Team „für vier Monate nach Irland schickte, um Schulungen zu den Themen Business und Marketing zu besuchen“. Am Ende dieser Zeit erhielten die Jungunternehmer „ein Investment über eine halbe Million Euro. Das war der Start der Firma Kilobaser.“ Fünf Jahre später gehen die Arbeiten am Prototypen des neuartigen Laborgeräts in die Endphase. „Im März 2020 wollen wir mit der Serienproduktion starten.“ Nach dem Verkaufsstart gehe es aber erst richtig los, „denn wir streben den internationalen Vertrieb von Kilobaser an.“

Damit punktet der innovative Steirer ganz vorne. Anders als beim „Perfekten Dinner“ auf VOX, wo Alexander Murer die Gäste in der Grazer Ausgabe nicht überzeugen konnte. Das Herz des gelassenen Hobbykochs schlägt dann doch weniger für Tisch-Deko und Gläserpolieren als für Gentechnik.