Wird es etwas mit Türkis-Grün im Bund? In beiden Parteien mehren sich Stimmen, die dieses Bündnis für möglich halten. Beim Versuch, diese Ehe zu stiften, mischen im Hintergrund auch Steirer kräftig mit: nicht nur Grünen-Chef Werner Kogler, sondern auch dessen Lebensgefährtin Sabine Jungwirth, die Bundessprecherin der Grünen Wirtschaft, und auf ÖVP-Seite der Generalsekretär des Wirtschaftsbunds, Kurt Egger.

„Wir sind Realos“, sagt Jungwirth mit Blick auf die Koalitionsgespräche. Egger und der Wirtschaftsbund galten bisher als harte Nuss, was die Öffnung zu den Grünen betrifft. Doch im März 2020 ist Wirtschaftskammer-Wahl, und da kann die Annäherung zu Öko-Themen nicht schaden. Egger kann sich jedenfalls das Bündnis mittlerweile vorstellen: „Ich habe noch keinen Unternehmer getroffen, dem die Umwelt wurscht ist“, sagt er. Die Wirtschaft brauche schnell wieder eine stabile Bundesregierung. Allerdings müssten sich die Grünen bewegen: „Man kann nämlich neue Wasserkraftwerke nicht mit dem Fahrrad liefern.“

Egger lehnt vor allem die Forderung nach einem nationalen Alleingang bei der CO2-Steuer ab. Das schade dem Standort: „Es darf keine neuen Verbote geben.“ Sehr wohl vorstellen kann er sich CO2-Zölle auf Importe, sofern dies im Rahmen von Handelsabkommen geregelt wird. Generell seien Steuersenkungen und die gezielte Hereinholung von Fachkräften nötig, sagt der Wirtschaftsbund-Generalsekretär.

Damit spricht er punktgenau zwei Kernthemen der Grünen Wirtschaft an, wie Jungwirth bestätigt. Skeptisch ist sie allerdings bei den bisher vorliegenden Plänen der ÖVP bezüglich der Rot-Weiß-Rot-Karte: Diese enthalte „viel zu hohe Hürden“ für Schlüsselarbeitskräfte aus Drittländern. Auch die Voraussetzungen bei den Bildungsabschlüssen hält Jungwirth für zu hoch: „Wir brauchen ja auch Kräfte in der Pflege und in Handwerksberufen.“

Sogar beim Thema CO2 sieht Jungwirth keine unüberbrückbare Kluft. Zwar drängt sie sehr wohl auf einen nationalen Alleingang („Irgendwer muss ja anfangen“), die Standortargumente seien aber berechtigt: „Für energieintensive Branchen muss es steuerliche Ausgleichsmaßnahmen geben, damit man sie nicht aus dem Land treibt.“ Nachsatz: „So viel Wirtschaft können auch die Grünen.“ Beharren will sie allerdings auf deutlichen Signalen für eine Klima-, Mobilitäts- und Ernährungswende. Jungwirth verweist auf die Initiative „Entrepreneurs for Future“: Mehr als 500 Unternehmer fordern auf dieser Plattform einen Klima-Masterplan für die Wirtschaft.