Noch waltet er seines Amtes: SPÖ-Volksanwalt Günther Kräuter (62) hält kommende Woche in Liezen, Bruck und Graz Sprechtage ab. Bis Ende Juni dauert die Funktionsperiode. Doch schon im Vorjahr hatten sich SPÖ-intern die Signale verdichtet, dass es hapern könnte mit einer Verlängerung um weitere sechs Jahre. Denn Kräuter stammt aus der Ära von Werner Faymann, dessen SPÖ-Bundesgeschäftsführer er vier Jahre lang war. Jetzt wird er durch den Wiener Gewerkschafter Bernhard Achitz ersetzt, wie der SPÖ-Klub am Donnerstag planmäßig beschloss.

Dass die Steirer-SPÖ wenig tat, um den gebürtigen Leobener und früheren Gemeinderat in Gratkorn in der Funktion zu halten, ist kein Ruhmesblatt. Parteichef Michael Schickhofer hat zur Bundesvorsitzenden Pamela Rendi-Wagner keinen so guten Draht wie früher zu Christian Kern. „Sie bemühen sich beide, aber sie sind nicht ganz miteinander kompatibel“, urteilt ein hoher Funktionär, der es wissen muss. Dem Steirer fehle es aus Wiener Sicht an Weltläufigkeit.

Als Kräuter rund um den Jahreswechsel für sich mobilisieren wollte, war Schickhofer gerade damit beschäftigt, der Parteichefin in Sachen Vermögenssteuern zu widersprechen. Kräuter machte schließlich sein Bewerbungsschreiben öffentlich – diese Vorwärtsverteidigung dürfte sein Schicksal besiegelt haben. Dass die Landes-SPÖ seine Absetzung nachträglich heftig öffentlich rügte, sei „Theaterdonner“ gewesen, weiß man in der Partei.

Nun warten die steirischen Roten mit einer Besonderheit auf: Mit Kräuter und Max Lercher geistern gleich zwei Ex-Bundesgeschäftsführer im Land herum, ohne in Schickhofers Plänen eine große Rolle zu spielen. Kräuter immerhin will sowieso nicht zurück in die Politik: Er sei 22 Jahre Abgeordneter gewesen, davon vier Jahre Bundesgeschäftsführer – „und die kann man eh doppelt rechnen“. Als Verwaltungsjurist – er arbeitete in der Landes-Gesundheitsabteilung – hat er ein Rückkehrrecht, zögert aber noch, es wahrzunehmen. Er prüfe derzeit Angebote und wolle beruflich lieber sein Wissen im Bereich der Qualitätssicherung und Gewaltprävention in der Pflege nutzen, sagt Kräuter. Die Demontage sei „überraschend und auch enttäuschend, da habe ich kein Problem, das zu sagen“. Es gebe aber für ihn viel Anerkennung und Sympathie, und das nicht nur aus Österreich. Denn der Steirer ist seit 2013 auch Generalsekretär des weltweit tätigen „International Ombudsman Institute“.