Holz als Baumaterial hat in der Steiermark - deren Fläche zu zwei Dritteln aus Wald besteht - eine jahrhundertealte Tradition. Innovationen im Holzbau werden an der TU Graz beständig vorangetrieben. Am Mittwoch präsentierte Agrarlandesrat Johann Seitinger (ÖVP) einen Bildband zum Thema Holzbau und wies auf die Bedeutung der Bauweise hin.

Rund 330 Millionen Kubikmeter Holz stehen in den steirischen Wäldern, alle drei Sekunden wächst ein Kubikmeter Holz nach. Von der Papier-, über die Holzindustrie, Tischlereien und andere Unternehmen ist der Wald mit rund 55.000 Arbeitsplätzen auch der größte Arbeitgeber in der Steiermark. "Der Wald liefert uns den genialen Wertstoff Holz. Darüber hinaus wurden in der Steiermark Voraussetzungen geschaffen, die es ermöglichen, dass Holz als Baustoff erfolgreich in den wichtigsten Lebensbereichen zum Einsatz kommen kann", hob Seitinger bei der Präsentation des Bildbandes"Bauen für Menschen und Klima" hervor. Dieser zeigt in rund 40 ausgewählten architektonischen Beispielen, wie der Baustoff in der Steiermark zum Einsatz kommt.

Einer seiner Schwerpunkte der vergangenen 15 Jahre sei es gewesen, Holz als nachhaltigen Baustoff zu positionieren: "Wir sind die letzte Generation, die noch etwas gegen den Klimawandel tun kann. Der Einsatz von Holz im Bau ist gelebter Klimaschutz." Umso mehr habe ihn irritiert, das der Anteil des Holzbaus im geförderten Wohnbau in der Steiermark nur einen Anteil von fünf Prozent erreichte. Mittlerweile habe sich die Quote auf 30 Prozent erhöht.

Der vorliegende Bildband gibt auf rund 150 Seiten einen Einblick in das Holzbaugeschehen der vergangenen zehn Jahre. Sie umfassen neben Mehrparteienhäusern und Einfamilienhäusern quer durch die Grüne Mark ebenso Beispiele von Pflegewohnheimen, betreutes Wohnen und Gesundheitseinrichtungen, den Bereichen Arbeiten und touristische Infrastruktur, Schulen, Kindergärten bis hin zu Sporthallen und Kirchen.

Im Hinblick auf Klimaschutz, Vorfertigung und Serienproduktion bis hin zur Erdbebensicherheit gibt es weltweit steigenden Bedarf an Lösungen. Hier liefert die TU Graz mit dem Institut für Holzbau und Holztechnologie unter der Leitung von Gerhard Schickhofer seit drei Jahrzehnten wichtige Impulse. Von hier aus wurde seit den 1990er-Jahren die Holz-Massivbauweise in Brettsperrholz federführend mitentwickelt: Aus kreuzweise flächig verklebten Massivholzbrettern können bis zu 16 Meter lange und mehrere Meter breite Massivholzwände entstehen, wie Schickhofer gegenüber der APA schilderte. Der Grazer Institutsleiter zählt weltweit zu den Pionieren in der Entwicklung des Materials und seines Einsatzes im Bau. So will auch die japanische Regierung mit Unterstützung durch Expertenwissen aus der Steiermark den Holz-Massivbau mittels Brettsperrholz (BSP) vorantreiben. Interessant sei die Holztechnologie vor allem auch im Hinblick auf ihre Erdbebensicherheit und die rasche Aufbauzeit.

Das Institut für Holzbau und Holztechnologie besteht seit 2004 als eigene Einrichtung an der TU Graz und verfolgt das Ziel mit seiner wissenschaftlichen Arbeit zu einem ressourcenschonenden und umweltgerechten Bauen beizutragen. Damit Holz noch stärker im Entwurfs- und Planungsprozess eingesetzt wird, habe man im Vorjahr die österreichweit erste Professur für Holzbau und Architektur an der TU Graz installiert. Besetzt wurde sie mit den Berliner Architekten und Pionier für mehrgeschoßigen Holzbau, Tom Kaden, hielt Seitinger fest.

"Es braucht Zeit, um die Architektur in Richtung Holz zu Formen und intensive Bewusstseinsbildung, um Holz als Baustoff in den Köpfen der Menschen zu platzieren", räumte der Landesrat ein. Massiv auf Bewusstseinsbildung setzen die Aktivitäten von "proHolz"-Steiermark, wie Geschäftsführerin Doris Stiksl ausführte. Ziel sei es u.a. , "Holzwissen" in die Ausbildungsstätten zu tragen und in den Lehrplänen zu verankern. Pionierarbeit wurde vor drei Jahren in Graz mit einer Holz-NMS (Neue Mittelschule, Anm.) gestartet. Mittlerweile sei das Modell bereits dreimal von anderen Bundesländern kopiert worden, auch in Frankreich wolle man es übernehmen, schilderte Stiksl.

(APA)