Am Samstag demonstrierten fast 100.000 Arbeitnehmer - und auch so mancher Arbeitgeber - gegen das geplante Arbeitszeitgesetz in Wien. Am Montag steht Graz still: Die Holding Graz mit allen Verkehrsgetrieben hält - wie viele andere Betriebe in den kommenden Tagen auch - eine Betriebsversammlung ab, um die Belegschaft zu informieren.

  • Auch bei den ÖBB gibt es  Betriebsversammlungen und damit in den Morgenstunden des Montag Verzögerungen im Zugverkehr. Informationen gibt es auf der Homepage, in der Scotty-App und auf den Social Media Kanälen der ÖBB.
  • In Graz werden die Lenker ab 7.45 Uhr  sukzessive mit den Bussen und Straßenbahnen in die Remisen fahren. Nach dem Ende der Versammlungen - voraussichtlich um 11.30 Uhr - werden die Garnituren wieder ausrücken. Das heißt , dass am Montag ab 12.30 Uhr wieder alle Linien regulär verkehren sollten.
  • Im Grazer Umland indes gilt das Hauptaugenmerk den Postbussen: Den Transport der Schüler in der Früh will man aber in jedem Fall über die Bühne bringen - ab 8.30 Uhr müssten Berufspendler  mit Ausfällen rechnen.

Die Bevölkerung ist  vorbereitet. Vielfach wurden Schulausflüge und Einkaufsfahrten bereits abgesagt bzw. verschoben.

Der Protest ist überparteilich, das hat auch AK-Präsident Josef Pesserl bei der Betriebsräteversammlung in der Arbeiterkammer  betont:

ÖGB-Chef Horst Schachner ist auch Zentralbetriebsratsvorsitzender der Holding Graz. Bei der Versammlung in der AK erklärte er: "Viele Unternehmer halten sich an die Vorschriften, aber es gibt auch viele, die jede Lücke ausnützen und die anderen im Wettbewerb damit in Bedrängnis bringen." Daher sei es so wichtig, dass das Arbeitszeitgesetz die wesentlichen Rahmenbedingungen festlege, und deshalb wisse er auch viele Arbeitgeber auf seiner Seite.

ÖGB-Chef Horst Schachner: "Wissen auch viele Unternehmer auf unserer Seite"
ÖGB-Chef Horst Schachner: "Wissen auch viele Unternehmer auf unserer Seite" © Gigler

In einer Aussendung des Zentralbetriebsrates der Holding Graz heißt es: "Der Zentralbetriebsrat bedauert die Störung der Grazer BürgerInnen, unternimmt jedoch jede Anstrengung, die Unannehmlichkeiten für die Bevölkerung möglichst gering zu halten. Insbesondere den Zeitpunkt haben wir bewusst gewählt, damit ArbeitnehmerInnen, PendlerInnen und Schulkinder zuvor noch ungehindert befördert werden können."

Man bittet um Verständnis dafür, dass ein kommunaler Versorgungsbetrieb immer im Einsatz ist "und wir unsere Versammlung ja nicht um Mitternacht machen können". Denn erst zu diesem Zeitpunkt ziehen die Straßenbahnen und Busse ein und eine Versammlung hätte keine Auswirkung auf die Fahrgäste mehr. "Wir sind 365 Tage im Jahr im Einsatz, sodass selbst eine Versammlung am Sonntag bei uns zu Verkehrseinschränkungen führen würde. Aber wir bemühen uns gemeinsam mit unserer Firma, die Störungen möglichst gering zu halten und den ordnungsgemäßen Betrieb auch rasch wiederherzustellen."

Die Arbeitnehmer fühlen sich unmittelbar bedroht und betroffen von den geplanten Maßnahmen der Bundesregierung: "Wir betrachten die Arbeitszeitverlängerung als einen Angriff auf das Geld der Menschen, auf die Freizeit der Menschen und vor allem auch auf die Gesundheit der Menschen."

Insbesondere in Bezug auf den letzten Punkt rechne man auch mit dem Verständnis der Fahrgäste. "Denn überlange Dienste sind eine Gefahr für die Gesundheit der ArbeitnehmerInnen und bringen auch ein erhöhtes Unfallrisiko mit sich. Es liegt auch im öffentlichen Interesse, dass ein Versorgungsunternehmen sich mit diesen Risiken eines Zwölfstundentages verantwortungsvoll auseinandersetzt. Denn wir wollen alle ein funktionierendes Wasserwerk und eine unfallfreie Bim – um nur zwei Beispiele zu nennen."

Betriebsversammlungen in der Industrie

Die Gewerkschaft PRO-GE wird ab Montag unter anderem an den Standorten der voestalpine, bei Böhler, der OMV und der Andritz AG Betriebsversammlungen durchführen. Dabei sollen die Belegschaften "direkt" über die Auswirkungen eines 12-Stunden-Tages informiert werden, teilte die Gewerkschaft am Sonntag in einer Aussendung mit.

Fotos von der Demonstration am Samstag in Wien: