Das System, das den speziellen Anforderungen der dermatologischen Diagnostik gerecht werden soll, wurde am Freitag in Graz vorgestellt.

Manchmal liefert der Automarkt auch zündende Ideen für die Medizin: Eine beeindruckende 3D-Animation eines neuen Fahrzeugs war im Herbst des Vorjahres der Auslöser für eine Entwicklung, die Werner Stieber und der stellvertretende Leiter der Grazer Uniklinik für Dermatologie, Peter Wolf, präsentierten. "So eine Darstellung muss auch für die dermatologische Diagnostik möglich sein", habe er sich damals gedacht, schilderte der wissenschaftliche Fotograf Stieber. Er hatte schon lange darüber gegrübelt, ein kostengünstiges System zur dreidimensionalen Dokumentation von oberflächlichen Hautveränderungen zu entwickeln. Nun habe man "ein fertiges und in dieser Form einzigartiges Produkt", zeigte sich Stieber stolz.

Das Setup ist schlicht: Ein rund 2,5 Zentimeter hoher Drehteller, auf den sich der Patient stellt. Dazu rund 2,5 Quadratmeter schwarzer Stoff, eine hochauflösende Kamera und eine Software eines Salzburger Unternehmen, die aus den hochaufgelösten Bildern des Patienten gut 15.000 Bilder errechnet und daraus eine Simulation der Körperoberfläche des Patienten erstellt. Damit können laut den Grazer Experten nun in 40 Sekunden und nur einer Umdrehung am Drehteller ein "Bodyscan" gemacht werden. Dieser entspreche den speziellen Anforderungen der wissenschaftlich-dermatologischen Diagnostik in puncto Belichtung, Farbe, Perspektive und Beleuchtung.

© LKH-Univ. Klinikum Graz/Almut Kunrath

Bisher seien dafür laut Stieber entweder unzählige Einzelaufnahmen oder kostenspielige Bodyscan-Installationen notwendig gewesen: "Dabei stehen die Personen in einem Dom, in dem bis zu 128 Spezialkameras angebracht sind und alle gleichzeitig ausgelöst werden", schilderte der Fotograf. Die Kosten dafür würden sich auf "mehrere 100.000 Euro", belaufen. "Unsere Kamera kostet gut 6.000 Euro. That's it", illustrierte Stieber launig.

Peter Wolf, stellvertretender Leiter der Uniklinik für Dermatologie erklärte den Nutzen der Grazer Entwicklung: Die Vorteile des Systems liegen für uns darin, dass die 3D-Aufnahme am Bildschirm einfach gedreht werden kann und die Haut des Patienten, beziehungsweise seine Hautveränderungen aus jeder Perspektive rasch betrachtet werden können". Bisher habe man mühsam von Bild zu Bild springen müssen, "außerdem waren Bereiche oft nicht gut erfasst oder überlappten sich".

Aus seiner Sicht erleichtere das neue System auch den direkten und raschen Vergleich von Hautveränderungen über längere Zeiträume: "Das ist insbesondere bei der Dokumentation vieler entzündlicher Hauterkrankungen wie der Psoriasis, bei Ekzemen, aber auch bei Pigmentstörungen wie der Weißflecken-Krankheit oder bei Patienten mit Muttermalen ein riesiger Vorteil", wie Wolf ausführte. Wissenschaftliche Fotografen aus ganz Österreich sowie Dermatologen konnten sich am Freitagnachmittag ein eigenes Bild des Systems - oder womöglich auch ihres Körpers - machen.

(APA)