Sie verbreiten skurrile Lehren, berauben ihre Mitglieder ihrer Freiheit und Finanzen, zerstören deren Beziehungen und zeichnen die Welt in Schwarz-Weiß: Sogenannte "sektoide Gruppen" sind in der Steiermark auf dem Vormarsch, warnte am Donnerstag Experte Roman Schweidlenka von der Jugendservicestelle "Logo" bei der Präsentation des neuen Eso-Berichtes in Graz. Während die Zahl der klassischen Sekten eher stagniert, werden solche "Minisekten" immer häufiger. Auch viele fundamentalistische politische und religiöse Gruppierungen fallen in dieses Muster.

Manche dieser Minisekten versuchen, durch Türglockenwerbung oder Schulworkshops neue Mitglieder zu gewinnen. Klingeln Fremde an der Haustür und versuchen, einen zu bekehren oder auszufragen, empfiehlt Schweidlenka, sie freundlich zum Verlassen des Hauses aufzufordern. Verhalten sich die ungebetenen Gäste aufdringlich oder aggressiv, sollte man die Polizei einschalten. "Das kommt zum Glück aber nicht sehr oft vor", so Schweidlenka. Weiters bieten manche der Gruppen Friedens- oder Meditationsworkshops für Schulen an. Dabei wird häufig verschleiert, von welcher Gruppe das Angebot kommt. Hier ist also auf jeden Fall Vorsicht geboten.

Gemeinsam gegen den Staat

Laut Schweidlenka kommt es außerdem immer stärker zur einer Verschmelzung verschiedener, tendenziell gefährlicher Gruppen. Sogenannte Staatsverweigerer sehen Österreich als "Firma", von der sie ausgebeutet werden, und halten sich darum nicht an Gesetze. Sie treten oft aggressiv auf, wie der Experte warnt. Viele ihrer Ansichten teilen sie mit rechtsextremen oder esoterischen Gruppen. Dadurch entsteht eine neuartige Mischform von Staatsfeindlichkeit, Esoterik und Rechtsextremismus. "Viele Menschen kippen über die Esoterik-Schiene in diese Szene hinein", erklärt Schweidlenka. Von Staat und Schulwesen enttäuscht suchen sie nach neuem Lebenssinn und geraten in solche Gruppen. Der esoterische Anstrich verhindere, dass den Menschen die juden- und staatsfeindlichen Elemente in ihrer Gruppe auffielen, so der Experte.

Letzter Bericht von Schweidlenka

Der diesjährige Eso-Bericht war der übrigens der letzte, den Roman Schweidlenka verfasst hat. Im kommenden Jahr geht der Experte nach über zwanzig Jahren beim Jugendservice "Logo" in Pension. Den Bericht soll es aber auch in Zukunft geben. An einem entsprechenden Konzept wird schon gearbeitet.