Der Brand hatte am 1. April für großes Aufsehen im Grazer Stadtgebiet gesorgt, die Rauchwolke war weithin sichtbar. Am Ende, nach einer Brandstiftung, stand ein Schaden in der Höhe von 650.000 Euro. Jenen drei Jugendlichen, die für den Brand in der stillgelegten Rösselmühle verantwortlich sein sollen, mussten sich am Dienstag am Straflandesgericht verantworten.

Das angeklagte Brüderpaar (bei der Tat 14 und 16 Jahre alt) und der dritte Jugendliche sprachen bei Prozessbeginn lediglich davon, jeweils eine kleine Papiertüte angezündet zu haben. Erst als sie sich in Widersprüche verstrickten, kam jenes Tatgeschehen ans Licht, das auch mit dem Gutachten einhergeht. „Wir haben dann im Gebäude Papiertüten angezündet und sie auf einen Karton fallen lassen. Als wir davon gingen, hat es noch gebrannt“, erklärte der Erstangeklagte. Sein Bruder skizziert ihn wie folgt: „Er hatte die Idee. Er ist ein Feuerteufel.“

Rösselmühle als „Lost Place“

„Wir erforschen gerne ,Lost Places‘“, gab sein Bruder an. Als solchen habe man auch die Mühle betrachtet. Durch ein Loch im Zaun und über das Dach seien sie auf das Gelände gelangt. Im Erdgeschoss lagen leere Mehlverpackungen, und da kam ihnen die Idee, diese anzuzünden. „Wir haben das Feuer ausgetreten, da war kein Funke“, gab der Angeklagte an und blieb dabei.

Doch der 15-Jährige rückte nach einiger Zeit damit heraus, dass die brennenden Mehlsackerln möglicherweise auf einen Karton mit vielen weiteren Papierverpackungen geworfen wurden und dass auch kein Versuch unternommen wurde, dieses Feuer zu löschen. „Ich habe mir nichts dabei gedacht“, meinte der Jugendliche, betonte aber: „Wir wollten nicht, dass etwas in dem Ausmaß passiert.“ Was genau die drei wollten, konnte er auch nicht sagen, außer, dass Langeweile ausschlaggebend für die Tat war.

Das Urteil des Schöffengerichts für die Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen deshalb: jeweils zwölf Monate bedingte Haft wegen Brandstiftung. Begleitet von engmaschigen Weisungen zur Psychotherapie, Drogenberatung und der Auflage einer Beschäftigung nachzugehen. Der Schaden (665.000 Euro) wird den Privatbeteiligten zur Gänze zugesprochen.

Richterin Katharina Schenk
Richterin Katharina Schenk © Penz

Smartphone lieferte Beweise

Aufmerksam wurde die Polizei auf den damals 15-Jährigen aus dem Bezirk Graz-Umgebung durch ein gelegtes Feuer in einem leer stehenden Schulgebäude in Bruck an der Mur Anfang Juni, dazu kamen weitere Delikte im Bezirk Voitsberg. Den Hinweis für die Brandstiftung in der Grazer Rösselmühle lieferten schließlich Fotos auf dem Smartphone des Verdächtigen. Eine Beamtin erkannte darauf Orte in Graz wieder, die auf Brandstiftung hindeuteten.

Rösselmühle Brand | Die Rauchsäule war von Weitem sichtbar
Rösselmühle Brand
| Die Rauchsäule war von Weitem sichtbar © APA/BERUFSFEUERWEHR GRAZ

Papiersack angezündet

Die Ermittler sprachen den Burschen auf die Fotos und die mögliche Brandstiftung in Graz an. Daraufhin gestand er, am 1. April einen Papiersack in der stillgelegten Rösselmühle angezündet zu haben. Auch fanden Ermittler heraus, dass noch zwei weitere 16-Jährige aus Graz mutmaßlich am Brand beteiligt gewesen seien. Diese kommen ebenfalls vor Gericht.

In den vergangenen Jahren waren öfter Jugendliche und Obdachlose auf dem Industrieareal der Rösselmühle zu sehen. Schon 2017 gab es ein Feuer, weil Schüler gezündelt hatten.