Mit welchen Erwartungen geht das Team in die Saison?
MARKUS PROCK: Die Vorbereitung ist ausgezeichnet verlaufen, wir sind seit 1. Oktober auf Eis. Unsere Zielsetzung ist, dass wir bei jeder Weltcup-Veranstaltung der Damen, Herren, Doppelsitzer und Teambewerb, dass wir zumindest einen Podiumsplatz insgesamt holen.

Wer agierte in den bisherigen Trainings äußerst auffällig?
PROCK: Wolfgang Kindl ist sicher unsere Nummer eins. Er hat ja im Vorjahr bis Weihnachten im Weltcup klar geführt, eine Disqualifikation hat ihn außer Tritt gebracht. Er war in den letzten Jahren klar unser konstantester Fahrer. Wir haben aber mit Olympiasieger David Gleischer einen weiteren starken Athleten. Im Herren-Einsitzer sind wir ganz gut aufgestellt.

Von welchen Athletinnen bzw. Athleten erwarten Sie Top-Ergebnisse?
PROCK: Bei den Herren darf man nicht auf Vizeweltmeister Reinhard Egger und Sprintweltmeister Jonas Müller vergessen. Im Doppelsitzer haben wir mit Thomas Steu und Lorenz Koller ein neues starkes Team. Bei uns ist das ein bisschen ein Phänomen. Hört ein starkes Doppelsitzergespann auf, dass gleich das nächste Duo da ist. Sie sind gleich im vergangenen Jahr in die Bresche gesprungen, haben den WC-Auftakt in Igls gewonnen. Sie können auf alle Fälle heuer vorne mitfahren. Leider hat Koller zurzeit eine Verletzung, es musste sogar ein kleiner Eingriff vorgenommen werden, daher ist es nicht sicher, ob sie beim Auftakt starten werden können.

Wie sieht es bei den Damen aus?
PROCK: Da haben wir eine ganz junge Truppe, da ist Madeleine Egle mit 21 Jahren die Älteste, Lisa Schulte und meine Tochter Hanah sind erst 19 Jahre jung. Da erwartet wir uns, dass sie einstellige Ergebnisse zwischen Rang acht und neun erreichen.

Höhepunkt ist die WM Mitte Februar 2020 in Sotschi. Da haben die Österreicher Medaillen zu verteidigen. Was könnte möglich werden in Russland?
PROCK: Unser Cheftrainer Rene Friedl sagt, Ziel sind zwei Medaillen. Es ist ein ehrgeiziges Ziel, ist aber auch unser Anspruch. Bei den Spielen 2018 in Pyeongchang haben wir drei Medaillen gewonnen, bei der letzten WM konnten wir in den Olympischen Disziplinen ebenfalls drei Stück holen, in Sotschi sollten auf alle Fälle zwei möglich sein.

Wie sind Sie mit dem so wichtigen Material zufrieden?
PROCK: Am Materialsektor betreibt der österreichische Rodelverband einen großen Aufwand. Seit April 2018 sind Andreas und Wolfgang Linger, die ja zweifache Olympiasieger im Doppelsitzer wurden, hauptberuflich mit dabei. Sie sind zuständig für Forschung und Weiterentwicklung. Das heißt, sie unterstützen unsere Trainer und leiten die Projekte, wenn etwas gegründet wird.

Ist Österreich mit den Top-Nationen auf Augenhöhe?
PROCK: Wir sind auf einem Top-Level, ansonsten hätten wir in den letzten Jahren die Medaillen nicht gewinnen können. Die Deutschen und die Russen sind uns da meistens einen kleinen Schritt voraus gewesen, aber wir haben vom Bund einiges an Geld bekommen, da wir gute Leistungen abgeliefert haben. Dass die Linger-Brüder jetzt dafür da sind, ist ein großer Schritt, um das Material zu perfektionieren.

Probleme gibt es hingegen beim Starttraining. Woran hapert es?
PROCK: Wir haben eine künstlich vereiste Startanlage in Innsbruck stehen, die schon etwas in die Jahre gekommen ist. Das Aggregat ist ausgefallen, daher konnten wir eine Zeitlang kein Eis machen und hatten weniger Eistraining. Abgefangen haben wir es mit anderen spezifischen Geräten mit denen man den Start äußerst gut simulieren kann. Das große nächste Ziel des Verbandes ist es, eine neue künstliche Startanlage zu bekommen.

Seit 2011 versucht der Rodelverband, eine zweite Kunstbahn ins Leben zu rufen, nun schaut es gut mit dem Projekt in Bludenz aus, oder?
PROCK: Nach sieben Jahren haben wir endlich eine zweite Kunstbahn. In Bludenz deshalb, da es schon eine Kunsteisbahn gab, aber ohne Kühlmaschinen. Es ist wichtig für uns, damit wir einen zweiten starken Stützpunkt haben, wo viele Jugendliche herauskommen. Bludenz hat viel Rodel-Tradition und es steht ein toller Verein dahinter. Wir sind stolz darauf, dass wir nun in die Umsetzung kommen.

Ist das Projekt ausfinanziert?
PROCK: Ja, aber durch die Verzögerung von sieben Jahre ist alles etwas teurer geworden. Die Mehrkosten wurden durch den Bund und mit der Hilfe von Freunden, Gönnern, Sponsoren und durch den österreichischen Rodelverband aufgebracht.