Nach Ihrer langen Verletzungspause haben Sie im August in Norwegen die X-Games gewonnen. Wie wichtig war dieser Sieg fürs Selbstvertrauen?

ANNA GASSER:Es ist immer schön, wenn man die Saison mit einem sehr guten Ergebnis startet. Vor allem auch dann, wenn man wie ich so lange eine Pause gemacht hat. Denn da weiß man nie genau, wo man steht. Deshalb war es fürs Selbstvertrauen sehr wichtig, weil ich weiß, dass ich die Tricks noch draufhabe und damit vorne mit dabei sein kann.

Sie haben mit dem Deutschen Patrick Cinca auch einen neuen Trainer.

Ja, es gibt jetzt einen neuen Betreuer bei den Freestylern. Es war eine Umstellung, aber auch sehr wichtig, dass es einmal etwas Neues gibt. Es ist das erste Mal, dass der Trainer aus unserem Sport kommt. Unsere Sportart ist noch sehr jung – jetzt sind wir erst so weit, dass ehemalige Athleten für ein Traineramt so weit sind. Sie können sich besser in einen hineinversetzen, wie man sich fühlt, wenn man einen Kicker springt.

Sie landen quasi einen Sprung nach dem anderen, den es vorher bei den Damen noch nie gegeben hat. Welchen aus dieser Serie werden wir heuer zu sehen bekommen?

Die Knöchelverletzung ist im Jänner zu einem sehr blöden Zeitpunkt gekommen, weil es eine Woche vor den X-Games passiert ist. Dort werden so große Kicker gebaut, dass sich vielleicht der Cab Triple Underflip 1260 ausgegangen wäre. Es ist schon noch ein Traum von mir, diesen Sprung nicht nur im Training, sondern auch im Wettkampf zeigen zu können. Darauf habe ich dieses Jahr auch den Fokus gelegt.

Sind bei den Sprüngen eigentlich Grenzen gesetzt oder wird es immer mehr Schrauben, Saltos und dergleichen geben?

Ich denke, bei den Männern sind wir schon ziemlich am Limit angelangt. Viel größer und länger kann man sich nicht mehr drehen. Aber es gibt vier verschiedene Richtungen, in die man sich drehen kann. Es gibt verschiedene Grabs und die Kurse im Slopestyle verändern sich auch. Es wird kreativer, es gibt jetzt ein Pipe-Element. Das wird die große Challenge für die nächsten Olympischen Spiele. Daher trainiere ich jetzt auch Pipe, damit ich dann auch im Slopestyle diese Elemente einbauen kann.

Also ist Slopestyle-Gold nach Gold im Big Air Ihr nächstes großes Ziel?

Ja, das wäre schon cool. Ich trainiere aber für beide Disziplinen, das geht für mich Hand in Hand. Viele Japaner, Chinesen und östliche Länder steigen jetzt in den Big Air ein – Slopestyle machen sie hingegen weniger, weil ihnen dafür die Berge fehlen. Daher hat man es künftig im Slopestyle mit der Routine etwas leichter. Aber nach den letzten Spielen traue ich mich nichts mehr sagen. Da war ich im Slopestyle auch unter den Favoritinnen – und dann hat es nicht funktioniert.

Hat sich durch Ihre Goldmedaille viel in Ihrem Leben verändert?

Für mich persönlich schon. Ich habe das große Ziel erreicht, sehe alles ein bisschen gelassener. Man genießt etwas mehr Aufmerksamkeit und mit den Sponsoren ist es auch ein bisschen leichter.

Es steht eine Saison ohne Weltmeisterschaft bevor – ist es da schwieriger, sich zu motivieren?

Eigentlich nicht, denn heuer ist sehr viel los bei mir. Ich drehe über das ganze Jahr eine Dokumentation mit Red Bull. Ich werde auch das erste Mal im Tiefschnee fahren, also Heli-Boarden und Cat-Boarden. Es wird eine riesige Challenge für mich, heuer Contests zu fahren und das mit dem Filmen zu verbinden. Ich freue mich voll, es ist eine andere Herausforderung. Es ist etwas Neues – und das sorgt dafür, dass man nicht die Motivation verliert.

Hat sich auch etwas in Ihrem Privatleben verändert?

Ja, ich habe seit heuer in Millstatt eine Wohnung. Ich bin bereits im Jänner statt im Mai eingezogen – durch die Verletzung hatte ich genug Zeit zum Siedeln. Allerdings war ich bis jetzt nur wenig zu Hause.