Es ist eine Weltpremiere, wenn die Frauen und Männer in Wisla am Wochenende in den Skisprung-Weltcup starten. Nie hat ein Weltcupspringen auf Matten stattgefunden. Das heißt: Es ist nicht nur links und rechts von der Schanze grün, sondern auch unten, wo gelandet wird. „Die Mannschaft freut sich, dass es endlich wieder losgeht“, sagt Herren-Cheftrainer Andreas Widhölzl. „Die Spannung im Team ist da, es geht trotzdem um Weltcuppunkte.“

Dass nicht auf Schnee, sondern auf Matten gelandet wird, hat aber nichts mit dem Klimawandel zu tun, sondern mit der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. „Die meisten nationalen Fernsehstationen haben einen Vertrag mit der FIFA, der beinhaltet, dass sie alle Spiele übertragen müssen“, erklärt FIS-Skisprung-Renndirektor Sandro Pertile. Der Skisprungsport will die Chance nutzen, sich als Ganzjahressport zu präsentieren. Wobei Widhölzl in diesem Zusammenhang schon wichtig ist, dass es bei einer Ausnahme bleibt und aus dem Skisprung-Weltcup kein Ganzjahresbewerb wird. „Sonst müsste man hergehen und, wie im Tennis, einzelne Bewerbe aussuchen, die man bestreitet“, sagt der 46-jährige Tiroler. Die Belastung wäre sonst zu groß. Im Sommer hätten die meisten ÖSV-Athleten erst im Juni begonnen, Ski zu springen. „Jeder hat die Zeit gebraucht. Und Skispringen verlernst du nicht“, sagt Widhölzl.

Eines ist für den Gesamtsieger der Vierschanzentournee der Saison 1999/2000 klar: Eben bei diesem Bewerb wollen die Österreicher heuer wieder ein Wörtchen mitreden. Da spricht der Trainer noch gar nicht vom Gesamtsieg. „In den letzten zwei Saisonen war nach dem ersten Springen die Tournee für uns vorbei, was den Sieg betrifft. Das soll heuer ganz anders sein“, sagt er. Die Gesamtwertung im Nationencup ist wieder Thema, im Einzel-Weltcup will man auch wieder eine Rolle spielen. „Wir haben gute Leute, wir haben gut trainiert“, sagt Widhölzl. Michael Hayböck ist wieder auf einem guten Weg, Manuel Fettner, mit 37 Jahren noch motiviert, Stefan Kraft verletzungsfrei durch den Sommer gegangen. Und zu den Premierensiegern im Weltcup der Vorsaison Jan Hörl und Daniel Huber könnte sich heuer der Kärntner Daniel Tschofenig gesellen. „Beeindruckend, was er für einen Sprung gemacht hat“, lobt der Trainer. Beim 20-Jährigen wäre es nur „eine Frage der Zeit, bis er etwas gewinnt. Er hat wieder einen extremen Sprung gemacht und zählt im Team zu den Besten.“

Bester Österreicher beim Sommer-GP in Wisla war – in Abwesenheit der besten Österreicher – der Steirer Francisco Mörth als Fünfter. Und weil Daniel Huber das Knie zwickt, rückt Mörth eventuell zum Auftakt ins Weltcupaufgebot. „Da ist er in der Ziehung“, sagt auch Widhölzl. Freilich abhängig davon, ob sich Huber fit meldet.