Stefan Kraft hat mit dem Gewinn der Qualifikation auf seiner Heimschanze in Bischofshofen Hoffnungen auf einen österreichischen Jubelmoment bei der letzten Station der 68. Vierschanzentournee geweckt. Der Ex-Weltmeister brachte es am Sonntag bei einer Weite von 134,5 Metern auf 150,8 Punkte und ließ damit den drei Luken höher gestarteten Japaner Daiki Ito um 0,1 Zähler hinter sich.

Kraft geht am Montag als Letzter vor mehr als 20.000 Fans in den ersten Wettkampfdurchgang des Dreikönigsspringen. "Wenn in Bischofshofen der Einser aufleuchtet, dann kann mich das nur happy machen", meinte der Lokalmatador, der sich mit dem Japaner Naoki Nakamura (JPN) matcht. Kraft hatte nach ebenfalls geglückten Trainingssprüngen nichts auszusetzen. "Jetzt heißt es, das morgen noch zweimal so zu machen."

Elf Österreicher dabei

Gleich elf Österreicher haben sich für den letzten Tournee-Wettkampf qualifiziert. Neben Kraft schafften Daniel Huber (10.), Philipp Aschenwald (11.), Gregor Schlierenzauer (14.), Michael Hayböck (17.), Jan Hörl (24.), Manuel Fettner (36.), Clemens Leitner (40.), Clemens Aigner (43.), Markus Schiffner (44.) und Stefan Huber (45.) den Sprung in die Top 50.

Die Vierschanzentournee ist so umkämpft wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr. Das in Front liegende Quartett schaffte am Sonntag keine Spitzenplätze. Tournee-Leader Dawid Kubacki (13.), Marius Lindvik (9.), Karl Geiger (16.) und Titelverteidiger Ryoyu Kobayashi (6.) liegen vor dem Finale gerade einmal 13,7 Punkte auseinander. Das sind weniger als acht Meter, was auf der riesigen Anlage in Bischofshofen recht wenig ist.

Kubacki geht mit einem Vorsprung von umgerechnet fünf Metern auf Lindvik ins Rennen. Die Konstanz und die größere Erfahrung sprechen für den Polen. "Dawid hat den Rekord (145 m, Anm.) in Bischofshofen, er liebt diese Schanze. Wir sind ganz optimistisch", sagte die polnische Springerlegende Adam Malysz, der nunmehr Sportdirektor seines Heimatlandes ist. Nach Malysz (2000/01) und Kamil Stoch (2016/17, 17/18) könnte der Titel zum vierten Mal ins skisprungverrückte Polen gehen.

Kobayashi gilt als Favorit

Die Form und die Unbekümmertheit sprechen für Lindvik, der nach 13 Jahren Anders Jacobsen als bisher letztem Tournee-Sieger aus Norwegen nachfolgen könnte. Lindvik machte am Sonntag in Bischofshofen seine ersten Sprünge überhaupt. Der 21-Jährige tat sich schwer, auf der Schanze mit ihrem charakteristischen langen, flachen Anlauf den Rhythmus zu finden.

Das veranlasste etwa Kraft, seinen Siegertipp noch zu ändern. Der Österreich hatte nach dem Bergisel-Sieg des norwegischen Shootingstars diesen noch als "Mann, den es zu schlagen gilt", bezeichnet. Nach der Entgegennahme seines 5.000-Euro-Siegerschecks am Sonntag schätzt er aber Vorjahressieger Kobayashi am stärksten ein.

"Kobayashi war wieder extrem stark. Er weiß, wie man die Tournee gewinnt und ich glaube, er hat die stärksten Nerven", sagte Kraft über den Japaner, der am Bergisel noch eine schwere Niederlage erlitten hatte. Der Titelverteidiger drückte vor dem letzten Akt auch optisch den "Reset"-Taste: Mit neuem Haarschnitt, der einen Neubeginn symbolisieren soll, segelte er 134 m weit.

Lindviks Trainer Alexander Stöckl prognostizierte ein knappes Rennen. "Marius ist auf Augenhöhe mit drei anderen. Der Vorteil der anderen ist, dass sie die Schanze besser kennen." Lindvik aber habe die Gabe, Unwesentliches auszublenden und Vorgaben rasch umzusetzen. Geiger und Kobayashi liegen in Lauerstellung. Geiger kündigte vor dem Showdown bereits an: "Ich werde alles riskieren."