In Innsbruck ist der Zivilprozess des ÖSV gegen den ehemaligen Langläufer Johannes Dürr verhandelt worden. Der Skiverband klagte den Langläufer auf Unterlassung und Widerruf der Behauptungen, der ÖSV dulde Doping stillschweigend, er verschließe die Augen davor und nehme Doping hin, solange sich der Dopende nicht erwischen lasse. Dürr blieb in der Verhandlung bei seinen Behauptungen.

Das Urteil wird schriftlich ergehen. Die Verhandlung am Innsbrucker Landesgericht startete unter großem Medieninteresse. Dürr selbst war zur Verhandlung erschienen, ebenso wie ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner, der als Zeuge aussagte. Erste Vergleichsgespräche scheiterten gleich zu Prozessbeginn. Dürrs Rechtsanwalt, Max Rammerstorfer, bot dem ÖSV eine Unterlassung an, die jedoch nicht für etwaige Verhandlungen gelte. "Das heißt, sie behaupten nach wie vor, dass das was Dürr gesagt hat, die Wahrheit ist", meinte daraufhin ÖSV-Anwältin Alexandra Thurner. "Natürlich", erwidert Rammerstorfer schlicht.

Auch der ehemalige Langläufer bekräftigte in seiner Einvernahme, dass er nach wie vor dazu stehe, was er gesagt habe. "Bei uns im Langlaufteam war Doping allgegenwärtig. Es ist die Wahrheit, was ich gesagt habe, so habe ich es erlebt und empfunden", sagte Dürr, der seit 2003 im ÖSV war. Seine Aussagen hätten sich aber auf die Zeit vor 2014 bezogen, denn nach den Olympischen Winterspielen in Sotschi, wo er des Dopings überführt worden war, sei er aus dem ÖSV ausgeschlossen worden.

Sportvereine seien machtlos

Der ÖSV habe sich einer Nulltoleranz-Politik gegenüber Doping verschrieben, betonte indes Leistner in seiner Zeugenaussage. "Wir wehren uns gegen die Behauptungen zurecht, weil es schlicht und einfach nicht zutrifft", fügte der Generalsekretär hinzu. Der ÖSV habe alle Möglichkeiten, um gegen Doping vorzugehen ausgeschöpft, sagte Leistner und berichtete von einem "e-learning Programm", einem eigenen Anti-Doping-Beauftragten sowie einer Kooperation mit der NADA für zusätzliche Kontrollen. Die Sportverbände seien gegen "organisierte Kriminalität und Vorsatztäter" aber machtlos. "Wir können beraten, warnen und Kontrollen veranlassen. Das alles ist aber offenbar nicht ausreichend, um organisierte Kriminalität und Vorsatztäter zu verhindern", meinte Leistner.

Auch die jüngsten Entwicklungen rund um den ehemaligen ÖSV-Trainer Gerald Heigl, den Dürr laut einem Online-Bericht der ARD Sportschau in polizeilichen Einvernahmen belastet haben soll, wurden zum Thema. Heigl habe seinem Mandanten Doping-Mittel gegeben und das Training auch auf das Doping abgestimmt, sagte Rammerstorfer. Dürr sei also sogar aktiv beim Doping unterstützt worden. Ein systematisches Dulden und Wegsehen habe stattgefunden.

Dürr war im vergangenen Sommer bei einer sogenannten "FuckUp"-Night in Wattens, bei der Betroffene über ihr berufliches Scheitern, Fehler und den Weg zurück schildern, damit andere davon lernen können, aufgetreten. Dürr hatte dabei, befragt zur Rolle des ÖSV hinsichtlich Dopings, zwar von keiner aktiven Unterstützung, aber von einer Art stillschweigender Duldung berichtet. Der ÖSV hatte daraufhin eine Einstweilige Verfügung gegen Dürr erwirkt sowie einen Widerruf verlangt.