Der Schock saß tief, als Teresa Stadlober von Kikkan Randalls Schicksal erfuhr. „Ich war sehr erschüttert und traurig, als ich von ihrer Diagnose gelesen habe.“ Bei der US-Amerikanerin wurde nur Monate nach Gold bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang Brustkrebs diagnostiziert. „Als Spitzensportler rechnest du nicht wirklich damit. Du führst ein gesundes Lebens, man hat Druck, aber nicht den klassischen Stress, der Schlaf geht dir nicht ab, du ernährst dich gesund, keiner raucht, man trinkt nur sehr selten Alkohol – und dann merkt man, dass es jeden treffen kann.“

Randall kämpft öffentlich gegen die Krankheit an und steht schon wieder auf den Langlaufskiern. „Es ist ein Wahnsinn, wie sie das durchsteht. Sie ist eine Kämpferin, das war sie schon immer.“ Bei allen Fortschritten ist an ein Comeback freilich noch nicht zu denken. Und so beginnt sich am Wochenende das Weltcupkarussell in Ruka ohne die US-Athletin zu drehen.

„Bei mir ist das Gefühl ganz gut“, sagt Stadlober, „die Form ist aber nicht so gut wie im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt. Ich bin dann aber im Laufe der Saison langsamer geworden, wenn man die Rückstände anschaut.“ Das will und kann sich die gebürtige Schladmingerin heuer nicht erlauben, denn mit Seefeld steht – relativ spät – Ende Februar eine Heim-WM auf dem Dienstplan. „Ich schaue heuer nicht auf den Gesamtweltcup, denn eine Heim-WM steht über allem.“ In den vergangenen Jahren ist Stadlober beinahe den vollen Kalender gelaufen, heuer will sie sich bewusst herausnehmen, um in Tirol topfit zu sein. „Alles zu laufen ist in Summe sehr viel und man erholt sich dann einfach schlechter.“ Die ersten Weltcups will sie nutzen, um die Form zu steigern, und bis inklusive der prestigeträchtigen Tour de Ski nach den Weihnachtsfeiertagen alle Bewerbe laufen. Dann wird reduziert.

Für die WM hat Stadlober auch im Sommer einiges getan, war viel in der Kraftkammer und auf den Skirollern, denn in Seefeld wird der Bewerb über 30 Kilometer in der freien Technik gelaufen. Und das macht es für die Klassik-Spezialistin nicht einfacher. „Das ist halt so. Das kann ich leider nicht ändern“, meinte sie und lacht: „Skating geht mir nicht so leicht von der Hand, daher habe ich viel im Kraftbereich getan. Bei dieser Technik brauchst du zur ,Maschine‘ auch die Kraft.“ Für das Gefühl ging es im Sommer auf den Gletscher und in die Skihalle und es „ist dann gleich wieder da“. Motivation lieferten auch Rollerrennen in Norwegen; vom „Asphaltausschlag“ blieb sie verschont.

Mit Humor nehmen

Nicht verschont blieb sie nach ihrem folgenschweren „Verfahrer“ im Rennen über 30 Kilometer bei den Olympischen Spielen hingegen von Navi-Witzen. „Einige Dinge musste ich mir schon anhören, aber ich konnte immer mitlachen. Es war nie jemand ungut zu mir und für mich war es ja trotzdem die erfolgreichste Saison.“ Mit Ausnahme eines Top-sechs-Platzes in Südkorea hat sie alle Ziele erreicht. Mit Platz acht im Gesamtweltcup hat sie sich im Weltcup wieder gesteigert. Geht noch mehr? „Irgendwann ist sicher bei jedem das Limit erreicht. Wenn man nicht daran glaubt, dass bei einem selbst etwas weitergeht, hat man im Leistungssport nicht viel zu suchen.“ Feinheiten könne man immer verbessern, in der Technik oder auch im Training mit neuen Reizen. „Es kommt sehr viel zusammen, was passen muss. Auf diesem Niveau wirkt sich aber auch die Tagesverfassung stark aus.“

Dem Auftakt fiebern auch Bruder Luis (27) – er will nach überstandenen Rückenproblemen über den Austria-Cup in den Weltcup zurück – und Vater und ORF-Experte Alois entgegen. Der hat 1999 in der Ramsau mit Gold in der Staffel dem Druck einer Heim-WM standgehalten. „Mein Papa macht mir nie Druck, den macht man sich gerade vor einer Heim-WM wohl selbst. Da will man als Sportler seine beste Leistung zeigen.“
Bei der WM wird es auch erstmals Skiathlon geben, eine Kombination aus Klassisch und Freistil. „Den mochte ich immer sehr gerne. Bei der Heim-WM schaue ich auf alle drei Distanzrennen, auch wenn meine Chancen im Massenstart größer sind – im direkten Duell kann ich immer noch zulegen.“ Und die Strecke in Seefeld? „Die kenne ich gut“, sagte sie unmittelbar, bevor sie ins Flugzeug Richtung Finnland stieg.