Als der wohl nur absoluten Skisprung-Insidern bekannte Andrea Campregher auf der Normalschanze von Szczyrk mit der Startnummer sieben erst bei sagenhaften 108,5 Metern „aufsetzte“ (der Italiener riss bei der Landung einen Stern, blieb aber unverletzt) und damit den bisherigen Schanzenrekord gleich um 7,5 Meter überbot, war klar, dass die zweite Station der neuen Polen-Tour für die Jury eine knifflige Angelegenheit werden würde. Der Bewerb zog sich dann in weiterer Folge aufgrund des starken Windes wie ein Nudelteig und musste schlussendlich nach eineinhalb Stunden und 40 Springern abgebrochen werden.

Die Absage kam, nachdem Manuel Fettner mehrmals auf dem Zitterbalken Platz genommen hatte und immer wieder zurückbeordert worden war. „Die Absage ist gerechtfertigt, es war schon ziemlich gefährlich und unberechenbar. Dafür das gibt es ja die Fünf-Meter-Pro-Sekunde-Richtlinie. Die wurde mehrmals deutlich überschritten. Meiner Meinung nach hätte bereits nach dem Italiener abgesagt werden müssen“, sagte der Tiroler Routinier. In dasselbe Horn blies Stefan Kraft: „Die Absage ist richtig, man hätte es nur schon viel früher machen können.“

Szczyrk-Bewerb wird nicht in Zakopane nachgeholt

Damit kam es seit langem erstmals wieder im Weltcup zu einer Absage. „Durch die Windnetze, die es jetzt fast schon überall gibt, sowie die Wind- und Gate-Punkte bekommt man heutzutage fast immer einen Wettkampf runter – auch, wenn es dann nicht immer fair ist. Das gehört im Skispringen leider ein paar Mal dazu und ist okay, wenn es nicht gerade um den Gesamtweltcup oder Medaillen geht“, sieht es Kraft, für den sich mit der Absage auch die Jagd nach dem alleinigen Rekord an Weltcup-Podestplätzen bis zum Wochenende verschoben hat. Da steigt in Zakopane das Finale der Polen-Tour mit einem Team- und einem Einzelbewerb. Das Springen Szczyrk wird laut Rennleiter Sandro Pertile nicht in Zakopnae nachgeholt.

Derzeit hält Kraft noch gemeinsam mit Legende Janne Ahonen die Bestmarke von 108 Weltcup-Podestplätzen. Im Skisprung-verrückten Zakopane (im Schnitt 50.000 Zuschauer pro Bewerb) würde sich für den Österreicher die ideale Bühne bieten, die alleinige Führung zu übernehmen. Beeindruckend: Die 108 Stockerlplätze flog der 30-Jährige bei insgesamt 282 Weltcupstarts ein. Das heißt, Kraft, der am 6. Jänner 2013 in seinem erst dritten Weltcupspringen mit Platz drei in Bischofshofen zum ersten Mal in seiner herausragenden Karriere unter den Top drei aufgesetzt hat, landete im Schnitt bei jedem 2,6. Wettkampf (Podestquote 38,3 Prozent) auf den Plätzen eins, zwei oder drei.

In der Punktestatistik Dritter

Seinen ersten Weltcupsieg feierte Kraft am 29. Dezember 2014 in Oberstdorf – mittlerweile sind es derer 36! Ebenfalls beeindruckend: Mit derzeit 13.156 Weltcuppunkten (bei 282 Starts) liegt der Pongauer in der ewigen Bestenliste auf dem dritten Platz. Nur Ahonen (15.758 Punkte bei 408 Starts) und Kamil Stoch (13.377 Punkte bei 423 Starts) liegen in dieser Statistik noch vor dem dreifachen Einzel-Weltmeister aus Schwarzach.

Dafür hält Kraft mit durchschnittlich 46,7 Zählern den Rekord an Punkten pro Start im Weltcup. Damit lässt Kraft, der mit Alexander Pointner, Heinz Kuttin, Andreas Felder und Andreas Widhölzl bereits unter vier ÖSV-Cheftrainern erfolgreich seiner Arbeit nachgegangen ist, auch die ehemaligen „Super-Adler“ Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer hinter sich lässt.