Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Aus. Oder Slut, wie der Schwede sagt (glaube ich, mein schwedisch ist aber ungenügend). An sich war ich der festen Überzeugung, dass ich das Pressezentrum – in den Katakomben des VIP-Zelts – leichten Schritts verlassen würde. Erleichtert förmlich. Aber dann passierte es: Ich habe mich verliebt. Am letzten Tag! Dabei hatte ich extra 14 Tage lang einen Bogen um das Zwillingspärchen gemacht, das nur wenige Meter hinter mir wartete. Ja gut, mitunter habe ich einen verstohlenen Blick darauf geworfen. Aber: Nur nicht zu nahe kommen, dachte ich mir. Ich wusste warum.

Doch just am letzten Tag nahm ich mein Herz doch in die Hand. Kein Small Talk, nicht lange aufhalten, dachte ich, sondern: Angriff. Volle Konzentration auf das rechte Exemplar. „Made in Sweden“, was soll ich sagen. Ansprechendes Äußeres, aber nach 14 Tagen schaut man nicht auf Details. Und – was soll ich sagen: Es war herrlich, atemberaubend. Noch nie bin ich in einem besseren Massagestuhl gesessen. Shiatsu, Ganzkörpermassage, Zero Gravity mit Luftdruck und wasweißichwasnoch. Seither fühle ich mich trotz angeschlagener Gesundheit tiefenentspannt, gelockert. Das einzige Problem: Fürs Handgepäck ist der Stuhl wohl ein wenig zu groß. Und fürs Heimliefern fehlt es mir wohl an finanziellen Mitteln. So Sie helfen wollen: Ich mache mich gerne schlau, ob man Spenden für den Stuhl absetzen könnte, geben Sie Bescheid.

Insofern war der Abschied aus dem Pressezelt, der Legebatterie, ein wenig säuerlicher als gedacht. Zum Glück gibt es aber außer Kanelbullar noch etwas Anderes in Schweden: Semla. Eine Art ausgehöhlter, süßer Brotlaib, gefüllt mit Schlag und ein wenig Mandelcreme. Da hilft es, zu vergessen. Die sauren Seiten der WM – und den Massagestuhl. Ich danke, Åre. Oder: Tack, Sverige!

Herzlichst, bis morgen

Michael Schuen

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