Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Schweden ist ein ordentliches Land. Man trennt den Müll (aber vom Mülltrennen muss ich Ihnen einmal gesondert berichten), ist in der Gleichberechtigung von Mann und Frau definitiv um einige Schritte weiter als wir daheim – was großartig ist – und es gibt zahlreiche Regeln, an die man sich zu halten hat und deren Einhaltung streng überwacht wird. Ein ganz spezielles Thema hier in Schweden ist der Alkohol. Denn der wird zwar geduldet, aber sprichwörtlich nur hinter Mauern. Soll heißen: Alkohol zu trinken, ist in der Öffentlichkeit aufs Strengste verboten.

Erfahren habe ich das schon bei der letzten WM in Åre vor zwölf Jahren. Und zwar so: Auch damals hatte die WM einen offiziellen Bier-Sponsor (das ist erlaubt, auch wenn dieser in diesem Jahr vor allem sein alkoholfreies, ökologisches Bier bewirbt). Dieses wiederum hat(te) damals mit dem österreichischen Bier nur Farbe und Name gemein. Zum Glück gab es damals aber schon neben dem Ziel eine große Bar (die es in der Zwischenzeit nicht mehr gibt), die von einer großen österreichischen Privatbrauerei beliefert wurde. Und weil zur WM damals auch deren Chefs zugegen waren, reifte der Gedanke, doch um eine Kiste anzufragen, um den Bedarf der Kollegen zu decken.

Das war, wie sich herausstellen sollte, das geringste Problem. Denn als wir zum verabredeten Treffpunkt auf einem Parkplatz fuhren, um die Kiste zu übernehmen, hieß es: „Verhaltet euch unauffällig!“ In einiger Entfernung stand ein Polizeiauto. Und wir erfuhren: Es gibt eine Sache, die noch schlimmer ist, als Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken: ihn weiterzugeben. Was also tun? Wir verabredeten uns in einem abgelegenen Waldstück und trennten uns unauffällig.

Zur Sicherheit trugen Kollege S. und ich dann auch Sturmhauben, die wegen der damals klirrenden Kälte ohnehin zur Grundausstattung gehörten. Und wir fühlten uns ein wenig wie die Cobra in einer geheimen Kommandosache, als wir uns schleichend das Bier abholten und unter größter Geheimhaltung ins Quartier brachten. Dort darf man es trinken – aber bitte nicht am Fenster und nicht ebenerdig. Sonst könnte man doch glatt gesehen werden.
Bei uns wäre so etwas unvorstellbar – und doch einen Versuch wert, wie ich finde.

Herzlichst, bis morgen

Mehr zum Thema