Mit welcher Einstellung sind Sie nach Schweden gereist? Macht man sich da vorher einen Plan?
MARCO SCHWARZ: Ganz klar mit dem Ziel, eine Medaille zu holen. Dafür bin ich ja schließlich da. Und es hat ja bei den Rennen vor der WM ganz gut gepasst, da sind die Erwartungen natürlich hoch. Was ich aber nicht will: Irgendwas Spezielles machen, es ist ja letztlich dasselbe wie immer, ein Skirennen. Nur das Rundherum ist ein bisschen mehr.

Reden wir über die Abfahrt – wie schnell geht die Umstellung bei Ihnen?
SCHWARZ: Das funktioniert relativ gut. Ich war im September mit der Abfahrtsgruppe beim Training, das war schon sehr wichtig. Ohne Training geht es nicht, das hat man vor zwei Jahren in St. Moritz gesehen, als ich ganz ohne Training ins Rennen gegangen bin. Jetzt finde ich schnell das Gefühl für die langen Ski wieder. Nur an der Feinabstimmung kann ich natürlich nicht arbeiten.

Wie funktioniert das dann?
SCHWARZ: Ich muss das fahren, was die anderen fahren. Die Ski bekomme ich zum Beispiel aus dem Fundus von Travis Ganong.

Diese Abfahrt hat keine Mausefalle wie Kitzbühel. Inwieweit ist es trotzdem eine Überwindung?
SCHWARZ: Ich bin bisher nur in Wengen gefahren. Aber ja, Hundschopf gibt es hier auch keinen. Aber beim ersten Sprung, da segelt man ganz schön. Eine Überwindung ist es immer. Es war eine neue Abfahrt für mich, da geht man schon mit Respekt an die Aufgabe heran.

Man sagt immer, dass Abfahrer und Slalomläufer konträre Typen sind. Stimmt das?
SCHWARZ: Ja, das stimmt schon. Die Abfahrer sind gemütlicher, würde ich sagen. Aber wenn ich so nachdenke, wir sind in der Slalomtruppe auch gemütlich. Sagen wir besser: Sie sind gelassener.

Die Kombination steht an der Kippe. Was denken Sie über die Kombi?
SCHWARZ: Mir persönlich taugt die Kombination brutal, weil ich so auch einmal die schnellen Disziplinen fahren kann. Aber für mich haben auch Parallelrennen ihren Reiz. Klar ist aber: Beides zu behalten, ist zu viel, wenn ich mir den Kalender so anschaue.

Wie sieht der bei Ihnen im Moment aus?
SCHWARZ: Ich habe drei Tage Pause bis Ende Februar. Aber als Allrounder muss man ja schon im Sommer mehr arbeiten – konditionell und an jeder Disziplin. Jetzt ist entweder Training oder Rennen, jeden Tag. Das fordert geistig sehr. Man darf im Kopf nicht müde werden.

Sie sind als Sieger der einzigen Kombination erstmals Favorit bei einer WM. Ist das gut so?
SCHWARZ: Ich bin Favorit? Ich habe mich damit noch gar nicht beschäftigt, wenn ich ehrlich bin. Aber logisch ist der Sieg immer das Ziel, nach dem Erfolg in Wengen werden das einige auch erwarten. Aber so richtig tangieren tut mich das nicht. Ich sage mir ja selbst nicht, dass ich gewinnen muss. Obwohl der Fokus natürlich voll darauf gerichtet ist.

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Apropos Sieg: Zeit zum Feiern bleibt ja nie. Oder?
SCHWARZ: Man sitzt schon zusammen mit dem Team und der Familie, wenn man nach Hause kommt. Während der Saison kostet das Feiern zu viel Energie. Aber wer weiß: Vielleicht bleiben wir nach dem Weltcupfinale in Andorra eine Nacht länger in Barcelona.

Bei aller Liebe zur Kombination – der Slalom bleibt aber die Lieblingsdisziplin?
SCHWARZ: Ja, ganz sicher. Es ist zwar immer wieder cool, wenn ich auf eine Abfahrt komme, wenn es pfeift im Helm, aber der Slalom bleibt die Nummer eins.

Wären Sie gerne ein „echter“ Allrounder?
SCHWARZ: Das geht sich nicht aus, das schafft keiner. Auch Alexis Pinturault fährt nur ausgewählte Super-Gs.

Wäre der Gesamtweltcup kein Thema?
SCHWARZ: Marcel Hirscher hat gezeigt, dass man den auch mit zwei Disziplinen schaffen kann. Aber was ich dann fahren würde, überlege ich mir, wenn es so weit ist.

Die WM ist in Schweden. Bekommt man was mit vom Land?
SCHWARZ: Wenig. Ich mag Zimtschnecken. Und Fisch. Ich sehe viel Natur, wenn ich aus dem Fenster schaue. Das mag ich auch. Für mehr Schweden bleibt keine Zeit. Leider.