Nach 16 Weltcupsaisonen mit 172 Starts hat sich Nicole Schmidhofer dazu entschlossen, dem alpinen Skisport den Rücken zu kehren. Die Steirerin wird am Donnerstag beim Weltcupfinale in Soldeu im Super-G ihr letztes Weltcuprennen bestreiten, möchte aber dem Rennsport auf eine andere Art erhalten bleiben. Ein Kreis schließt sich: Denn auf den Tag genau vor 16 Jahren, am 15. März 2007, hatte sie an ihrem Geburtstag ihr Weltcupdebüt gegeben. Am 15. März 2023, an ihrem 34. Geburtstag, verkündete sie das Ende.

Kommentar: Warum Nici Schmidhofers Entscheidung eine wirklich weise ist

Schmidhofer schaffte im Weltcup zwölfmal den Sprung aufs Podium, viermal stand sie dabei ganz oben am Stockerl. Zu ihren größten Erfolgen zählen der Weltmeistertitel im Super-G 2017 und die kleine Kristallkugel, die sie in der Saison 2018/19 in der Abfahrt einfuhr. Im Anschluss daran hat sie bei der Speedski-WM die Schallmauer von 200 km/h geknackt und sich mit 217,59 km/h den österreichischen Rekord gesichert. Nun ist für die Lachtalerin die Zeit reif geworden, um dem Skiweltcup Adieu zu sagen.

"Will nicht mehr ans Limit gehen"

"Ich musste mir in letzter Zeit immer öfter die Frage stellen, ob ich mir zutraue, weiterhin ans Limit zu gehen, und ich habe bemerkt, dass ich dazu nicht mehr bereit bin. Mein Knie hat sich unglaublich positiv entwickelt und ich möchte auch, dass es so bleibt. Mir ist erst in den letzten Wochen klar geworden, dass die Verletzung mehr Spuren hinterlassen hat als geglaubt", sagte die Steirerin.

So könne sie nicht mehr so befreit drauflosfahren und volles Risiko gehen: "Auch hat sich für mich durch die schwere Verletzung die Wertigkeit verschoben. Deshalb ist es für mich Zeit geworden, neue Aufgaben und Herausforderungen ins Visier zu nehmen und mich auf ein neues Kapitel in meinem Leben zu freuen."

Speedski, ÖSV und Podcast

Wohin die Richtung gehen könnte, deutet Schmidhofer bereits an: "Viele Ideen über meine Zukunft kreisen derzeit in meinem Kopf. Einerseits würde es mich reizen, wieder in die Welt der Speedskier einzutauchen und so das Gefühl der Geschwindigkeit weiterhin erleben zu können. Und wenn ich dem Skiweltcup, in welcher Form auch immer, noch erhalten bleiben kann, würde ich auch nicht Nein sagen. Aber vorerst möchte ich die Ausbildung zur Reha-Trainerin fertig machen, damit ich meine Erfahrungen an andere weitergeben kann. Auch das Podcast-Projekt gemeinsam mit Conny Hütter möchte ich weiter ausbauen und noch mehr Einblicke hinter die Kulissen des Skirennsports – auch abseits der Pisten – gewähren."

2007 krönte sich Nicole Schmidhofer in Zauchensee zur zweifachen Juniorenweltmeisterin (Super-G/Riesenslalom) und feierte daraufhin an ihrem 18. Geburtstag ihr Weltcupdebüt in der Lenzerheide (SUI), wo sie im Super-G mit Platz 14 bereits ihre ersten Punkte einfuhr. Nach ihrem Kreuzbandriss 2016 kämpfte sich Schmidi wieder zurück an die Weltspitze und feierte 2017 mit Gold im Super-G bei den Weltmeisterschaften in St. Moritz (SUI) einen ihrer schönsten Erfolge.

Abfahrtsdoppel in Lake Louise

Ihren ersten Weltcupsieg holte sie eine Saison später im Dezember 2018 bei ihrem 129. Weltcuprennen in Lake Louise (CAN). Einen Tag später legte die Speed-Spezialistin nach und jubelte über den zweiten Abfahrtssieg innerhalb von 24 Stunden. In dieser Saison dominierte Nici in den schnellen Disziplinen, das mit einem zweiten Platz in der Super-G-Wertung und Abfahrtskristall belohnt wurde.

Damit war noch nicht genug und Schmidhofer holte sich beim Finale der Speedskier in Vars (FRA) mit 217,59 km/h den österreichischen Rekord, der Lust auf mehr machte. Nach ihrer schweren Knieverletzung im Dezember 2020 in Val d’Isère (FRA) ordnete sie alles ihrem Comeback unter, dass sie knapp ein Jahr später in Lake Louise mit einem 15 Platz im Super-G feierte. Mit zwei weiteren Top-10-Platzierungen hat Nicole Schmidhofer bewiesen, dass mit Kampfgeist und Willenskraft im Leben vieles möglich ist. Nun ist es für sie aber an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen.

ÖSV verliert eine Persönlichkeit

"Mit Nicole verliert der Österreichische Skiverband eine außergewöhnliche Persönlichkeit, eine Teamleaderin und eine Frau, die auch für ihren Blick über den Tellerrand hinaus bekannt ist. Neben ihrem Super-G-Weltmeistertitel in St. Moritz hat mich das Comeback nach der schweren Knieverletzung sehr beeindruckt. Sie hat bewiesen, dass mit viel Motivation, Disziplin und dem Ziel, wieder am Start zu sein, vieles möglich ist. Wir bedanken uns ganz herzlich und wünschen Nicole für ihren neuen Lebensabschnitt nur das Beste", sagt ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober zum Rücktritt der Steirerin.

Und ÖSV-Damen-Rennsportleiter Thomas Trinker betont: "Nici hat unser Speed-Team über all die Jahre entscheidend mitgeprägt und wir verlieren eine großartige Athletin, die viel Erfahrung und Teamspirit in die Gruppe gebracht hat. Sie hat großartige Erfolge für Österreich erzielt und eine wichtige Rolle in der Mannschaft eingenommen. Sie wird uns sehr fehlen und natürlich wünsche ich ihr für die private und berufliche Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg."