Priska Nufer hat in der zweiten Weltcup-Abfahrt von Crans Montana mit ihrem Premierensieg überrascht. Die Schweizerin setzte sich am Sonntag vor Heimkulisse 0,11 Sek. vor der Vortagessiegerin Ester Ledecka (CZE) durch. Sofia Goggia wurde vor Corinne Suter und der Österreicherin Stephanie Venier Dritte und geht nun als Favoritin in das entscheidenden Finalrennen um die Abfahrtskugel. Das Rennen war überschattet vom schweren Sturz Cornelia Hütters.

Die Vortages-Dritte aus Österreich kam auf dem Weg zu einem weiteren Spitzenplatz beim letzten Sprung zu Sturz. Die Steirerin verzog es bei über 100 km/h in der Luft, sie landete quer und schlug mit Körper und Kopf hart auf der eisigen Rennpiste auf. Hütter rutschte den ganzen Zielhang hinunter und löste die Zeitnehmung aus.

Im Ziel blieb die Steirerin, die nach vielen Verletzungsproblemen zuletzt mit Serien-Podestplätzen inklusive Super-G-Sieg in Garmisch gefallen hatte, bewegungslos liegen, bis die Ersthelfer kamen. Danach verließ die 29-Jährige die Unfallstelle aber auf eigenen Beinen, wenn auch mit blutender Nase. Laut Teamkollegen Tamara Siebenhofer im ORF-Fernsehen waren die Beine Hütters heil geblieben, eventuell bestand aufgrund leichter Kopfschmerzen Verdacht auf Gehirnerschütterung.

Die nach Corona im Jänner bei Olympia nicht aufgestellte Nufer hatte schon am Samstag überrascht, als sie mit hoher Startnummer 30 auf Platz vier gefahren war. Im 144. Weltcuprennen war ihr erster Podestplatz gleichbedeutend mit dem ersten Sieg.

Den ÖSV-Frauen bleib diesmal ein Podestplatz versagt. Zumindest rettete Venier mit hoher Nummer 24 als Fünfte noch ein Top-Ergebnis und sich selbst einen Startplatz beim Finale. "Ich bin super erleichtert", freute sich die Tirolerin über ihr bestes Ergebnis seit über zwei Jahren. "Das ist die schönste Platzierung meiner ganzen Karriere", jubelte die Vizeweltmeisterin von 2017. Sie habe nach den jüngsten Misserfolgen schon ein wenig an Rücktritt gedacht. "Ohne Erfolg macht es null Spaß. Aber Skifahren ist etwas so Schönes."

Hütters Sturz hatte Venier noch am Start mitbekommen. "Natürlich ist das ein bissl ungut. Ich bin so froh, dass offenbar nicht allzu viel passiert ist", sagte Venier über die Steirerin, mit der sie sich den Servicemann teilt. "Du kannst dann nur versuchen, das im Rennen auszublenden."

Verdacht auf Gehirnerschütterung wird in Graz abgeklärt

Mirjam Puchner hatte die Nummer 1 gewählt und wurde als 13. zweitbeste ÖSV-Fahrerin. "Das war nicht gut. Es bleibt ein Auf und Ab in diesem Winter", sagte die Salzburgerin. Zu Hütter meinte sie: "Sie hat sich das Gesicht aufgeschürft und wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung. Es war ein grausiger Sturz. Ich hoffe, dass nichts dazu kommt, was man im ersten Schock noch nicht spürt."

Tamara Tippler wurde 17. "Ich tu' mir hier einfach schwer und bin froh, dass das wieder mal Geschichte ist hier." Zu Hütter meinte die Steirerin: "Ich habe gerade abgeschwungen, da ist sie schon quer dahergekommen. Gut, dass der Schnee wegen der Sonne schon ein bissl weicher war. Ich hoffe, es passt alles bei ihr. Eine Gehirnerschütterung und Schrammen auf der Nase kriegt man wieder weg."

Sie glaube aber, dass Hütter auch kurz bewusstlos gewesen sei. "Bei so einem Aufprall mit einem Hunderter bist du gleich mal weg." Beim Besuch im Zelt habe Hütter gemeint, sie müsse sich zunächst etwas sammeln und zur Ruhe kommen." Hütter reiste am Sonntag mit dem Auto zurück nach Österreich. Der Verdacht auf Gehirnerschütterung sollte noch am Abend in Graz bei Dr. Jürgen Mandl abgeklärt werden.

Verrückt verläuft auch der Kampf um die große Kugel. Petra Vlhova schaffte es am Sonntag als 16., die im Wallis fehlende Mikaela Shiffrin (USA) als Gesamt-Führende einzuholen. Acht Rennen vor Schluss halten beide bei 1.026 Punkten.

Im Duell um den Abfahrtsweltcup zeigten sich Goggia und Suter gegenüber Samstag deutlich verbessert. Goggia konnte zwar keine vorzeitige Entscheidung erzwingen, baute ihre Führung aber um zehn Punkte aus und geht nun bei 75 Punkten Vorsprung als Favoritin in das Duell mit der Olympiasiegerin aus der Schweiz in die letzte Saisonabfahrt in Courchevel-Meribel.

Goggia hat die Speed-Wertung schon zwei Mal (2018 und 2021) gewonnen und wäre die erste Rennläuferin seit Lindsey Vonn (2015 und 2016), die ihre Abfahrtskugel erfolgreich verteidigt. Endgültig aus dem Rennen ist dagegen die weiterhin Wertungs-Dritte Siebenhofer, die nicht in die Top-20 kam.