Unglaublich, aber wahr: 23 Stunden nach Bronze in der Olympia-Abfahrt legte Matthias Mayer im Super-G nach - und wie! Der 31-Jährige raste in einem echten Super-G-Krimi auf "The Rock" in Yanqing zum Sieg. Ein Sieg, mit dem er österreichische Sportgeschichte schreibt. Und ein Sieg, um den er lange zittern musste. Denn ganze 0,04 Sekunden war er letztlich vor dem US-Amerikaner Ryan Cochran-Siegle, Bronze ging an den Norweger Aleksander Aamodt Kilde.

Mit diesem Erfolg stieg Mayer sozusagen in den Olymp der Olympioniken auf, er ist damit der erfolgreichste österreichische alpine Olympiasportler der Geschichte, hat nun mit drei Goldenen und einer Bronzenen eine Medaille mehr als Toni Sailer. Und auch auf der ganz großen Bühne ist er damit Teil der Allergrößten: Kjetil Andre Aamodt hat als einziger männlicher Teilnehmer vier Mal Gold, Mayer schloss nun zu Alberto Tomba, Jean-Claude Killy und eben Sailer auf. In der "österreichischen Wertung" liegen nur noch Felix Gottwald (3 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze) und sein Kärntner Landsmann, Skispringer Thomas Morgenstern (3/1/0) vor ihm.

In China aber bewies Mayer neben seiner Klasse vor allem eines: Nerven. Denn mit der Siegernummer des Vortages von Beat Feuz (die "Glücksnummer" 13) ins Rennen gegangen, schien da schon einer auf dem Thron zu sitzen, der eine unglaubliche Fahrt in den Schnee gezaubert hatte: Aleksander Aamodt Kilde. Damit nicht genug: Beim ersten Startversuch, als er sich mit dem typischen Vor- und Zurückrutschen seiner Ski schon in "der Zone" befand, wurde er doch noch zurückgehalten. Als es dann soweit war, die nächste Panne. "Ich bin mit dem Stecken im Alu-Teil beim Startpfosten steckengeblieben und hab' ihn fast nicht mehr herausbekommen", schilderte er im Ziel seinem Team. Fast wäre er aus dem Starthaus gestolpert, fast hätte er das Startfenster verpasst - doch es ging sich alles aus.

Und wie! Denn auch auf dem vom Schweizer Trainer Reto Nydegger untypisch eng ausgeflaggten Kurs ging sich auch alles aus. Mayer wurde diesmal schneller und schneller - bei der letzten Zwischenzeit noch 0,23 Sekunden hinter Kilde, lag er im Ziel plötzlich 0,42 Sekunden voraus - die "Rakete" unter seinen Füßen war aber auch durchaus nötig. Denn der zu diesem Zeitpunkt schon sicher geglaubte Sieg wackelte schon eine Nummer später gehörig, als der US-Amerikaner Ryan Cochran-Siegle bei der letzten Zwischenzeit ebenso vorne war; im Ziel aber gaben dann ganze vier Hundertstelsekunden den Ausschlag für Mayer. Im Weltcup in dieser Saison noch ohne Sieg, hob sich der Afritzer einmal mehr das Beste für Olympia auf. Unglaublich!

Lockerheit nach Bronze in der Abfahrt

"Ich war heute sehr locker drauf, ich habe mich nur auf meine Fahrt konzentriert und gewusst: Es passt alles in meiner Vorbereitung", meinte er im ORF-Interview, "ich hoffe, es passt auch alles bis zum Schluss..." Mayer jedenfalls meisterte die schwierige Aufgabe am besten. "Und leicht war es heute wirklich nicht, man muss instinktiv extrem attackieren, es muss alles zusammenpassen." Bei Mayer passte alles - dreimal Gold in Serie bei Olympia, dazu den Sieg bei Olympia von vor vier Jahren wiederholt (das gelang im Super-G vor ihm nur Aamodt 2002 und 2006).

Das Geheimnis an diesem Tag: "Ich bin heute sehr viel Risiko eingegangen, das tue ich im Weltcup sehr selten", bekannte er. "Aber bei Olympia zählen nur die Medaillen, nur dieses eine Rennen.  Und heute bin  ich bei der Ausfahrt aus dem Steilhang ins Flache All-in gegangen.  Das ist heute aufgegangen, das hat sich ausgezahlt." Das Sporthistorische, das ist seine Sache nicht:"Darüber habe ich noch nie Gedanken gemacht. Natürlich habe ich es darauf angelegt, zu gewinnen. Aber das hab' ich gestern auch. Aber cool, wenn man herunten steht und gewinnen kann."

Kriechmayr blieb nur Platz fünf

Keine Medaille gab es für den Doppelweltmeister: Vincent Kriechmayr musste nach sauberer Fahrt noch hinter dem überraschend starken Adrian Smiseth Sejersted (NOR) mit Platz fünf vorlieb nehmen. Gar nicht lief es für die anderen beiden Österreicher: Debütant Raphael Haaser und auch Max Franz schieden früh aus. Dieses Schicksal teilten sie mit Beat Feuz, der nach dem Erfolg in der Abfahrt diesmal nicht weit kam.