Gröden, das ist so eine eigene Geschichte. Ich bin immer unglaublich gern hierhergekommen – schon allein der Kulinarik wegen. Aber ehrlich: Rennen bin ich hier nie gern gefahren, nicht einmal der Sprung aufs Podest ist mir gelungen, mein „Lieblingsplatz“ war der so beliebte vierte Rang. Und als es endlich einmal nach einem Sieg ausgesehen hat, musste abgebrochen werden, weil der Start so weit nach hinten verschoben worden war, dass die letzten Fahrer erst gegen 16.30 Uhr gefahren wären.

Gröden, das klingt immer so vorweihnachtlich, man stellt sich den Duft nach Keksen vor, den Glühwein dazu im Ziel kann man riechen. Als Fahrer aber war es immer schon so, dass manche das Rennen liebten wie kein anderes, die anderen damit haderten. Mit ein Grund liegt schon in der Startpassage, wo man alles riskieren sollte, um die engste Linie zu finden, aber nie so viel aufs Spiel setzen sollte, um das Tempo ins Flache zu verlieren. Mit dieser Passage verhält es sich wie mit der Traverse in Kitzbühel: Manche machen es instinktiv immer richtig.

Wenige können sich ein Erfolgsrezept erarbeiten, andere scheitern ein ums andere Mal. Der Punkt ist: Weiß man, wie es geht, kommt man mit einem ganz anderen Selbstvertrauen hierher – und das ist oft spielentscheidend, hier aber ganz besonders. Wer da schon im Training nicht auf Zug kommt, hat Kopfweh – ohne Aussicht auf ein Aspirin als Lösung.

Dann scheint es tatsächlich „geografische“ Helden zu geben: Die US-Amerikaner und ganz speziell die Norweger spielen und spielten hier ihr Gleitvermögen und das Gespür für den besonderen Schnee immer aus. Der Theorie, dass die meisten von ihnen lange Haxen haben, kann ich nichts abgewinnen. Die wären bei mir auch da gewesen, geholfen haben sie mir nicht.

Einen „Stein der Weisen“, den gibt es auch hier nicht. Zumindest nicht für alle, als fertig abrufbares Keksrezept.

Fritz Strobl,Olympiasieger in der Abfahrt 2002, 9 Weltcupsiege.