Mit Hannes Trinkl zu reden, ist in Covid-Zeiten nicht leicht. Man darf ja niemandem zu nahe kommen. Und dazu ist er fast rund um die Uhr am Berg. Als er abhebt, sagt er nur: „Ich sitz grad beim Ratrac-Fahrer und erklär ihm was. Ruf in 15 Minuten an, da bin ich am Lift.“ Gesagt, getan.

Es ist jetzt 20.30 Uhr – wie lang dauert der Tag noch? Und wann ist wieder Tagwache?

HANNES TRINKL: Ach, zwei Stunden geht es sicher noch. Aber ich muss ja nicht durcharbeiten, los geht es erst wieder um 5 Uhr früh. Aber im Winter brauch ich nicht viel Schlaf – und man schläft ohnehin nicht so gut. Aber selbst das ist nicht jede Woche gleich, bei der WM hier war und ist es halt besonders.

Eine WM mit einer Abfahrt, auf der die wenigsten gefahren sind. Wie nähern Sie sich so einer neuen Strecke?

Eine neue Abfahrt ist immer eine Herausforderung und immer schwierig. Aber natürlich probiert man, das Gelände auszunützen. Wir werden langsam anfangen. Und wenn wir im ersten Training sehen, dass es zu langsam ist, dann werden wir es schneller angehen lassen (genau so kommt es, Anm.).

Was sind denn die Charakteristika dieser Abfahrt? Wir hörten immer: Sie ist so kurz.

So furchtbar kurz ist es nicht. Und sie hat alles: schnelle Kurven, einen großen Sprung, eine Traverse und einen sehr schwierigen Teil unten. Und was die Länge betrifft: Beaver Creek ist auch nicht so lang und trotzdem spektakulär.

Das Problem ist oft, das Tempo zu kontrollieren. Bremsen tun Abfahrer halt so ungern, oder?

Stimmt, freiwillig bremst keiner. Und das setzt mich wiederum unter Druck. Ich schau halt, dass wir alles so anpassen, dass jeder Vollgas geben kann. Ohne Desaster, das wär der Wunsch.

Wir haben jetzt sehr tiefe Temperaturen. Ganz Ihr Revier, oder?

Kälte macht mir nichts aus, stimmt. Aber ab minus 10 Grad, da brauch ich dann schon eine lange Unterhose.

Sie waren ja vor genau 20 Jahren selbst Abfahrtsweltmeister. Denken Sie da oft zurück?

Ganz ehrlich? Nein. Damals war das wichtig in meinem Leben, aber jetzt spielt es keine Rolle mehr. Es gibt neue Aufgaben, die wichtiger sind. Wenn ich zurückdenke, dann lieber an die Kollegen und daran, wie wir unterwegs waren, gelacht haben, gelitten haben. Das sind die Geschichten, die ich auch mit Fritz Strobl und Werner Franz bespreche.

In Kitzbühel hatte jeder, der Sie kennt, erstmals das Gefühl, dass Sie an der Grenze sind, oder?

Da war ich auch an der Grenze und bin es weiterhin, wenn so etwas passiert. Du musst da schnell wichtige Entscheidungen treffen, kannst nicht ewig warten. Und dann hast du bei einem Sprung auf einmal 5 oder 6 km/h zu viel Tempo und aus einem schönen Rennen wird ein Desaster. Genau davor habe ich Angst. Und diese psychische Anspannung ist schlimmer als jeder Tag, der 20 Stunden dauert. Das tue ich gern, wenn es dann hinhaut. Und wenn es nicht klappt, dann ziehe ich so etwas schon ein paar Tage mit.

Wie sehen Sie Ihre Aufgabe?

Das Wichtigste ist, dass wir eine Bühne bieten und alle eine Gaude haben. Das ist jeden Tag das große Ziel. Und am Ende sollen alle gesund und glücklich wegfahren. Gut, die, bei denen es nicht so rennt, werden nicht glücklich sein. Aber hoffentlich