Keiner weiß so genau, wie es in Lara Gut-Behrami wirklich aussieht, Ehemann und Fußballprofi Valon einmal ausgenommen. Oder ihre Eltern Gabriella und Pauli, die am Tag vor dem nun wohl wirklich stattfindenden Super-G ebenso durch Cortina d’Ampezzo spazierten.

Für Gut-Behrami wird der Donnerstag durchaus richtungsweisend. Denn auch sie hat das Zeug, zum Star dieser WM zu werden. Eine Rolle, die sie schon des Öfteren hätte übernehmen sollen, doch immer scheiterte. So wie bei der WM in St. Moritz, wo sie sich beim Einfahren das Kreuzband riss. Und obwohl Gut schon 30 Weltcupsiege zu Buche stehen hat und auch schon fünf WM-Medaillen besitzt, die wirkliche Krönung der 29-Jährigen steht noch aus.

Der Gesamtweltcup, an sich das logische Ziel der begnadeten Skifahrerin und Allrounderin, ging sich „nur“ einmal aus bisher, in der Saison 2015/16. Dazwischen machte sie eher mit kleineren und größeren Skandalen von sich reden, eckte bei den Medien an, zog sich ganz zurück, eckte mit dem Schweizer Verband im Streit um die Bezahlung von Trainer-Papa Pauli an.

Gut-Behrami war immer streitbar, immer charakterstark. Das letzte Kapitel wurde erst am Dienstag, vor der Absage des Super-G geschrieben, als sie von den Kameras beim Aufwärmen im Startbereich eingefangen wurde, auch mit Ton. Und als sie jemandem erklärte, sich „nun auch noch beim Präsidenten entschuldigen zu müssen“ und „leck mich am Arsch“ just in diesem Moment sagte. Da mag es wohl um ihre herbe Kritik an den Pisten in Crans Montana vor wenigen Wochen gegangen sein. Und es ist irgendwie typisch Gut-Behrami, dass just dieser Moment im TV ausgestrahlt wurde.

Sparsamer mit öffentlichen Wortmeldungen

Die 29-Jährige schweigt dazu, wie zuletzt so oft. Sie ist sparsam geworden mit öffentlichen Wortmeldungen. Und sportlich hat sie sich wieder zurückgekämpft, die jüngsten vier Super-G gewonnen. „Ich war ganz oben, habe mich verletzt und war auch wieder ganz unten. Aber ich habe dank täglicher harter Arbeit den schnellen Schwung wieder gefunden. Und das genieße ich“, sagte sie in einem Interview mit dem Schweizer „Blick“.

Und wenn Gut-Behrami das Skifahren genießt, ist sie schnell. Sie weiß, dass die vier Siege sie zur Favoritin stempeln, sagt aber auch: „Das war keine Magie.“ Sie habe gelernt, auch dank ihres Umfeldes, „mich nicht selbst immer fertigzumachen“. Gelingt das, kann in Cortina bei der WM wirklich vieles Gut werden.