Seit 62 Tagen warten die schnellen ÖSV-Damen schon auf einen Podestplatz in Abfahrt oder Super-G. Den bislang letzten in dieser Saison holte Nici Schmidhofer mit dem Triumph in der zweiten Weltcup-Abfahrt am 7. Dezember in Lake Louise. Am Tag davor war Stephanie Venier Dritte. Danach klappte bei der Abfahrts-Weltcupsiegerin und ihren Teamkolleginnen nicht viel. Zumindest nicht so viel, dass die Trainer und die Aktiven damit zufrieden sein können. In manchen Rennen fehlte nur einige Hundertstel auf das Podest, in manchen aber Sekunden. Für das erfolgsverwöhnte Damen-Team - im vergangenen Winter gingen die ersten drei Plätze im Abfahrts-Weltcup an Rot-weiß-rot - ist das eine „interessante Situation“, wie es ÖSV-Speedchef Roland Assinger beschreibt.


Der Kärntner und seine Trainerkollegen wissen genau, wie sie - vor der heutigen Abfahrt und dem Super-G am Sonntag in Garmisch - damit umgehen müssen: „Auch wenn einige Läuferinnen gesundheitlich nicht voll auf der Höhe waren, lassen wir Bansko und Sotschi nicht einfach vorbeilaufen. Es kommen beinhart alle Fakten auf den Tisch, dazu gesellen sich einige andere Umstände, die genau analysiert werden müssen.“ Assinger vergleicht die Situation des Betreuerteams mit jenem „eines Fußballtrainers, der zuerst 15 Spiele in Serie gewinnt und dann fünf in Folge verliert. Da beginnen die Rädchen im Kopf zu rattern“. Im ÖSV-Team gab und gibt es jetzt „mit manchen Einzelgespräche und auch in der Gruppe wird geredet. Wir stehen am Hang und sehen bei den an uns vorbeifahrenden Läuferinnen schon sehr viel. Den Rest erfahren wir beim Video-Studium“.


Daher kann der 46-Jährig auch leicht sagen: „Es liegt nicht am Skifahren oder an der Skitechnik. Es ist eine mentale Geschichte. Als guter Trainer musst du auch ein Psychologe sein. Die eine braucht Unterstützung von außen, die andere verzieht sich in ihr Zimmer, schimpft mit sich selbst und kommt voll Tatendrang wieder heraus. Die Damen sind sensible Hochleistungsgeschöpfe. Daher muss jeder Coach seine Schützlinge sehr genau kennen.“


Im einzigen Training für die  Abfahrt in Garmisch landete Nina Ortlieb als beste Österreicherin aus Platz sechs. Mirjam Puchner hatte Glück, als sie einmal spektakulär am Netz entlang rutschte und zu Sturz kam. „Der Kopf tut jetzt nicht mehr weh, aber das Genick werde ich spüren“, sagte die Salzburgerin im Ziel. Nicht so viel Glück hatte Nathalie Gröbli. Die Schweizerin zog sich bei ihrem Sturz einen Schien- und Wadenbeinbruch zu. Schnellste war Corine Suter, die an Mikaela Shiffrin dachte. Die US-Amerikanerin fehlt in Garmisch, weil vor wenigen Tagen ihr Vater Jeff plötzlich verstorben ist. „Es tut mir extrem leid für sie. Bei einer solchen Nachricht merkt man, dass der Skisport nur ein kleiner Teil des Lebens ist. Ich würde verstehen, wenn sie die Saison gleich beendet“, meint Suter.


Auch die ÖSV-Damen fühlen mit der 24-Jährigen. „Als ich das Posting von Mika gelesen habe, ist es mir kalt über den Rücken gelaufen. So ein Schicksalsschlag zeigt, dass die Jagd nach Hundertstel oder Punkten in Wirklichkeit unwichtig ist“, sagt Ramona Siebenhofer, die von einer Verkühlung geplagt wird, erst heute vor dem Rennen entscheidet, ob sie fährt.