Ganz so einfach ist es nicht, sich in Tagen wie diesen Klarheit zu verschaffen, vor allem dann, wenn gleich mehrere Faktoren zusammenspielen, um einem die Sicht zu verstellen. Am 531 Meter hohen Berg Levi, nahe dem Örtchen Sirkka, nördlich des Polarkreises gelegen, wird es Ende November nicht mehr wirklich hell. Erst um 10.05 Uhr mag sich die Sonne heute dazu bequemen, sich über den Horizont zu erheben, um exakt vier Stunden später wieder zu verschwinden. Und der Begriff des Tageslichts wird noch relativer, wenn, wie derzeit, der Nebel den Hang herunterschleicht.

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Nicht schleichen, sondern schnelles Skifahren ist heute für die Slalom-Damen angesagt und Christian Mitter ist nichtsdestotrotz bemüht um den totalen Durchblick. Der neue sportliche Leiter der Österreicherinnen schickt seine Spezialistinnen auf die Piste, um einen ersten Eindruck von deren frühsaisonaler Stärke zu erhalten. Störungen beeinträchtigten die Vorbereitung, wie vor allem der beigelegte Konflikt zwischen Katharina Liensberger und dem ÖSV um den doch nicht zustande gekommenen Materialwechsel. Auch die schwere Verletzung von Bernadette Schild, die wegen eines in Sölden erlittenen Kreuzbandrisses für die gesamte Saison ausfällt, trug nicht zur Hebung der Stimmung bei.

Mitter versucht, mit sanftem Optimismus entgegenzuwirken. Die Eindrücke aus der Vorbereitung seien überwiegend positiv gewesen, in einigen Bereichen gebe es freilich noch viel zu tun. Liensberger wäre anhand der Ergebnisse der vergangenen Saison im Grunde die interne Nummer eins. „Optimal war das sicher nicht, sie hat einige Skitage verloren, aber es ist super, dass sie wieder dabei ist“, meint der Steirer zur Situation um die Vorarlbergerin.

Kontrollierte Zuversicht

Praktisch umgekehrt verhält es sich mit Katharina Gallhuber, die nach einjähriger Verletzungspause in Lappland wieder ins Geschehen eingreift. „Sie hat gut trainiert“, meint Mitter und verweist auf den Umstand, dass die Niederösterreicherin schon seit geraumer Zeit in Levi weilt und ausreichend Gelegenheit hatte, mit der Rennstrecke wieder vertraut zu werden. Jedenfalls sei sie wieder voll fit. „Sonst würde sie nicht fahren.“

Durchaus zuversichtlich ist Mitter auch bei den Aussichten für die weiteren Katharinas, nämlich Truppe und Huber. Die erstgenannte könne sehr schnell unterwegs sein, mache aber dann wieder taktische Fehler, Huber wiederum verfüge über einen sehr guten Schwung. „Sie muss ihn nur abrufen.“

Für das verbleibende Quartett Chiara Mair, Michaela Dygruber, Hannah Köck und Franziska Gritsch gehe es in erster Linie darum, sich für den zweiten Lauf zu qualifizieren „und so in der Rangliste nach vorne zu kommen“, sagt Mitter, der eine Parole ausgibt. „Der Schwung muss schneller werden, und den musst du 65 Mal hinunterbringen.“
Mikaela Shiffrin, die klare Nummer eins im Weltcupzirkus, sei nicht unantastbar. „Sonst könnten wir es ja gleich bleiben lassen.“