Das Bild am letzten Tag der alpinen Damen-Ski-Weltcuprennen in Cortina hatte starke Symbolkraft. Während Mikaela Shiffrin als Super-G-Siegerin strahlte, wirkte Lindsey Vonnnahe am sofortigen Rücktritt. Unter Tränen rang sie nach Worten, stellte ihre Landsfrau damit aber doch vielleicht ein letztes Mal in den Schatten.

"Es ist gut, dass eine andere Amerikanerin an der Spitze des Podiums steht", meinte die 34-jährige Vonn mit Blick auf die elf Jahre jüngere Shiffrin. Fast 15 Jahre lang hatte Vonn im Weltcup Sieg um Sieg gefeiert - in Cortina klangen ihre Worte schon sehr nach Abschied. Unterdessen schwang sich Shiffrin zur mit Abstand besten Skifahrerin der Gegenwart auf. In dieser Saison schaffte die Slalom-Queen auch den Sprung zur Seriensiegerin im Super-G - fast still und heimlich, jedenfalls ohne Drama.

"Ich habe alles richtig gemacht", meinte Shiffrin nach ihrem 54. Weltcup-Sieg, nachdem sie auf die Abfahrten verzichtet und die Zeit in Trainingsstunden investiert hatte. "Es war ein sehr schwerer Super-G. Ich habe das Risiko sehr gut dosiert, weil ich mitbekommen habe, dass sehr viele Probleme gehabt haben." Von vier Events in dieser Disziplin hat Shiffrin nun drei gewonnen, beim Sieg der Slowenin Ilka Stuhec in Gröden stand Shiffrin nicht am Start.

Weltcupsieg praktisch sicher

Mit 1.494 Punkten und elf Siegen auf dem Konto wird ihr der dritte Weltcup-Gesamtsieg in Serie nicht mehr zu nehmen sein. Die im Ranking zweitplatzierte Slowakin Petra Vlhova hat schon 596 Zähler Rückstand. Auch der Rekord von 2.414 Punkten, den die Slowenin Tina Maze in der Saison 2012/13 aufgestellt hat, ist für Shiffrin nicht außer Reichweite.

Hinter Shiffrin und Tina Weirather fuhr am Sonntag Tamara Tippler auf Platz drei, somit durfte die Steirerin erstmals seit März 2016 wieder auf dem Treppchen stehen. "Das ist natürlich eine Genugtuung und Erleichterung", meinte sie. "Ich habe über Weihnachten sehr viel weitergebracht. Wir haben ein neues Material verwendet, das hat schon sehr viel Zeit gebraucht. In der letzten Zeit haben wir Abstimmungen gefunden, wo ich gemerkt habe, das funktioniert."

Der Erfolg gebe ihr das Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben. "Ich hoffe schon, dass ich jetzt bei der WM dabei bin", sagte die 27-Jährige. Zumindest für das Super-G-Team darf sich Tippler berechtigte Hoffnungen auf einen Start machen, schließlich stehen dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) in Aare dank Titelverteidigerin Nicole Schmidhofer fünf Plätze in dieser Disziplin zu.

Die ÖSV-Bilanz in Cortina kann sich sehen lassen: zwei Siege dank Ramona Siebenhofer, dazu drei weitere Podestplätze bestätigen den positiven Trend in dieser Saison bei den rot-weiß-roten Speed-Damen. "Das ist ein Prozess, der mittlerweile seit sechs Jahren geht. Es hat auch viele Rückschläge gegeben", erklärte Speed-Chefcoach Roland Assinger. "Jetzt ist die Mannschaft dort, wo ich sie eigentlich haben wollte und wo sie sehr viele Früchte ernten kann. Das ist der Lohn harter Arbeit der letzten Jahre."