Man hatte das Gefühl, dass Matthias Lanzinger das Pech an den Fersen klebt. Er debütierte 2004 im Ski-Weltcup, brach sich einmal den Mittelhandknochen. Und er verlor 2008 seinen linken Unterschenkel, nach einem Beinbruch infolge eines Sturzes beim Herren-SuperG in Kvitfjell. Die Vorstellung, dass jemand wegen eines Beinbruches gleich das Bein amputiert werden muss, war unfassar. Das Problem: Der Abtransport des Salzburgers aus dem norwegischen Weltcup-Ort dauerte Stunden. Bei Gefäßverletzungen, wie sie sich Lanzinger zugezogen hatte, ging es um jede Minute, Kritik an der mangelhaften Versorgung in Norwegen wurde laut. Klagen folgten.

Aber Matthias Lanzinger hat es überstanden. Er war immer positiv eingestellt. „Ich hatte immer ein Ziel vor Augen. Das erste war: wieder gesund werden, wieder auf die Beine kommen. Das Leben von Neuem beginnen“, sagt der heute 38-Jährige rückblickend. „Und Ziele waren immer meine Antriebskraft, mein Motor. Ich konnte mein Leben immer für mich positiv gestalten.“ Nein, in ein tiefes Loch sei er nie gefallen.
Im Gegenteil. Lanzinger dachte gar nicht daran, die Rennski in die Ecke zu stellen. Er wechselt voll Elan in den Behindertensport, holte bei den Paralympics in Sotschi 2014 zwei Silbermedaillen. Er wurde Behindertensportler des Jahres. Sein Leben war wieder auf Schiene. Er baute sich ein kleines, feines Haus in Salzburg, lebt dort mit Gattin Eva und Tochter Laura. Der Wohlfühlfaktor ist groß.

Der Motorsport als neue Geschwindigkeitsherausforderung

„Es geht doch darum, immer das zu machen, was Spaß macht, was einen interessiert und begeistert. Das war für mich der Skisport, das war das Wichtigste. Das war das, was ich am besten konnte“, sagt der Abtenauer. 2015 stellte er die Rennski dann doch in den Keller. Das war gleichzeitig der Startschuss für die zweite Berufslaufbahn. Er übernahm für Salomon Marketing-Agenden, ist in die Produktentwicklung involviert. Und dazu ist er Botschafter von KTM. Es läuft zum neunten Mal die „Licht-ins-Dunkel-Aktion“, bei der man ein Motorrad-Fahrtraining mit Matthias Lanzinger ersteigern kann. „Das war jedes Mal ein großer Erfolg. Ein paar Tausden Euro spielen wir immer ein.“

Der Schritt von der Rennpiste auf die Rennstrecke wurde vollzogen, er soll ja ein recht kleiner sein. So mancher Skirennfahrer versuchte sich im Automobil- oder Motorradrennsport. Geschwindigkeit ist Geschwindigkeit, das Gefühl dafür ist stets da. Bestes Beispiel: Luc Alphand, Ski-Weltcup- und Rallye-Dakar-Sieger.

Große Ziele für das neue Jahr

KTM Super-Duke von Lanzinger ist für den Rennsport homologiert, wurde freilich für Lanzinger adaptiert: etwa durch den Umbau auf Handschaltung. „Kommendes Jahr möchte ich an der International Bridgestone Handicap Challenge teilnehmen. Heuer bin ich schon Rennen gefahren“, sagt Lanzinger. Und das recht erfolgreich.

Wir werden sehen, wohin die Reise geht, noch steht der Kalender für 2019 nicht fest. Aber es soll wieder Bewerbe im Rahmen der MotoGP und der Superbike-WM geben. Freilich muss ich noch meine Jobs mit dem Rennkalender abstimmen.“ Ob sich alle Rennen ausgehen, wird sich zeigen. Mit dem Kärntner Peter Rohr bildet Lanzinger ein kongeniales Duo. In Magny Cours feierten die beiden heuer einen Doppelsieg. „Und für mich ist der Peter auch 2019 der Top-Favorit“, sagt der Salzburger.