Anna Veith und Ricarda Haaser weiter nach Courchevel. In Frankreich möchte Veith heute (10.30/13.30 Uhr) im Riesentorlauf ein anderes Gesicht zeigen. In der Disziplin fühle sich die Salzburgerin "im Moment am stärksten".

Die ersten Speed-Rennen im Damen-Weltcup auf der Saslong-Piste in Gröden fanden bei den Protagonistinnen großen Zuspruch. Besonders wohl fühlte sich in dieser Woche augenscheinlich die Slowenin Ilka Stuhec, die beide Veranstaltungen gewann und der somit das Gröden-Double Abfahrt und Super-G gelang. "Ich liebe es hier und hoffe, wir kommen bald wieder her", fiel der Abfahrts-Weltmeisterin der Abschied schwer. Gröden hatte kurzfristig die Speed-Rennen von Val d'Isere übernommen.

Doch auch aus Sicht des Österreichischen Verbands (ÖSV) fiel die Bilanz positiv aus. Zwei Podestplätze dank Ramona Siebenhofer und Nicole Schmidhofer sowie darüber hinaus eine kompakte Teamleistung mit jeweils einer Handvoll Läuferinnen in den Top Ten stimmten ÖSV-Rennsportleiter Jürgen Kriechbaum und Abfahrtstrainer Roland Assinger zufrieden.

Lob von Kriechbaum

"Die Ramona hat für ihre niedrige Startnummer eine Topleistung in der Abfahrt gezeigt", lobte Kriechbaum besonders die am Dienstag drittplatzierte Siebenhofer. "Die Stuhec hat halt ihre Stärken auf dieser Strecke sehr ausspielen können. Das ist der Start alleine, und diese langen, weiten Kurven und Wellen, das liegt ihr einfach sehr."

Auch die Steirerin Siebenhofer hat das Grödnertal im Eilverfahren ins Herz geschlossen. "Mir hat es vom ersten Anblick gefallen, wie wir reingefahren sind. Die Weihnachtsbeleuchtung überall, das ist ja wunderschön. Es ist jeder so gastfreundlich, und die Strecke selber taugt mir auch", erzählte die 27-Jährige. Dass ein baldiges Comeback von Gröden im Kalender wünschenswert wäre, stehe für sie außer Frage. "Ich glaube, es würde keine einzige Athletin die Frage mit Nein beantworten."

Eine Dame allerdings weinte der verkürzten und um Schlüsselstellen bereinigten Saslong keine Träne nach. Anna Veith - 33. Platz in der Abfahrt, 17. im Super-G - kam auf der technisch dadurch nicht sonderlich anspruchsvollen Strecke nie auf Zug und freute sich auf die Weiterreise nach Frankreich. Wenn es nächstes Jahr eine Rückkehr an den Ort gäbe, "würde ich die Abfahrt auslassen", sagte sie mit einem Lachen.

Problemdisziplin

Im Riesentorlauf habe sie derzeit mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten, zudem soll ein neuer Ski helfen. "Ich habe in der letzten Woche drei Tage Riesentorlauf trainiert und etwas Neues probiert. Ich sehe mich da im Moment, denke ich, am stärksten", erklärte Veith. "Ich habe am Eis trainiert, ich denke, dass die Piste gespritzt sein wird in Courchevel. Vielleicht war das einfach auch nicht richtig für da, weil wenn du am Eis trainierst, musst du ihn hindrücken, und da war es ganz anders."

Im Gegensatz zu den Speed-Disziplinen ist der Riesentorlauf im Moment so etwas wie die Problemdisziplin der Österreicherinnen. Das liegt vor allem an den Verletzungen, die Veith und Eva-Maria Brem weit zurückgeworfen haben. Dadurch ist Stephanie Brunner als einzige ÖSV-Athletin in unmittelbarer Schlagdistanz zur Weltspitze.

Reizthema Riesentorlauf

"Riesenslalom ist natürlich ein gewisses Reizthema, weil das bis vor drei Jahren wirklich mit Abstand unsere beste Disziplin war", sagte Kriechbaum. "Die Anna versucht schon, das sehr akribisch zu machen, wieder ganz nach vorne zu kommen. Ich traue ihr das auch heuer zu. Die Eva-Maria ist da sicher noch einen Schritt weiter hinten."

Bei Haaser und Katharina Liensberger erkenne Kriechbaum Potenzial. "Aber im Riesenslalom ist es schon so, dass die Expertinnen wie Shiffrin, Rebensburg, Mowinckel, Brignone und Worley richtig stark sind. Da braucht man schon extrem viel, dass man da mitmischen kann. Das kannst du nicht automatisch einer jungen Läuferin zutrauen. Das ist knallharte Arbeit, da sind wir dran."