Natürlich geht es heute im Slalom von Kitzbühel zuallererst um die Frage, ob Marcel Hirscher just in Kitzbühel, der Pilgerstätte des Ski-Weltcups, zusammen mit Hermann Maier zum erfolgreichsten österreichischen Weltcup-Fahrer aufsteigen wird. 54 Siege hätte er mit einem heutigen Erfolg auf dem Ganslernhang – und niemand zweifelt daran, dass der 28-Jährige dazu in der Lage ist. Auch wenn das Wetter - über Nacht sollte es 30 Zentimeter schneien  auch für den Slalom noch Sorgen macht.

Kaum jemand zweifelt auch daran, wer dann neben Hirscher stehen würde: Henrik Kristoffersen. Sieben Mal war er in dieser Saison schon Zweiter, sechs Mal hinter Hirscher. Insgesamt zehn Mal stand er auf dem Podest, neun Mal war Hirscher vor ihm (und Michael Matt, wenn er "nur" Dritter wurde). Und die Bilder des Zorns beim 23-Jährigen, wenn Hirscher wieder einmal seine Attacke im zweiten Lauf abgewehrt hat, beschäftigen die sozialen Medien.

Es sind Emotionen, derer sich der Norweger aber keineswegs schämt, wie er erklärt: "Ich bin der Meinung, dass Emotionen dazu gehören. Zum Sport, zur Show. Wenn man gewinnt, dann ist das auch alles akzeptiert. Aber ich denke, dass man auch seine Unzufriedenheit zeigen kann, wenn man Fehler gemacht hat." Und: "Emotionen sind doch menschlich! Und ich bin ein Mensch. Es wäre doch ein Fake, ein Schauspiel, wenn man immer lieb lächeln würde, obwohl man verloren hat."

Auf eine Tatsache legt Kristoffersen aber wert: "Ich habe ja auch kein Problem damit, dass Marcel gewinnt. Wir sind gute Freunde. Vielleicht nicht so gut, dass wir zusammen Weihnachten feiern würden, aber abseits der Rennen gibt es viele Dinge, über die wir reden können." Dazu hätten sie ja auch Zeit, sind sie doch oft zusammen im Red-Bull-Privat-Jet von und zu den Rennwochenenden unterwegs.

Die Freude am Ganslern

Klar ist aber: Kristoffersen hofft fast verzweifelt, dass die Serie der sieglosen Rennen endlich endet: "Wenn man in zwölf Rennen zehn Mal am Podest steht, wünscht man sich schon einmal, dass der erste Platz auch dabei ist." Kitzbühel, sagt er, wäre der ideale Ort: "Ich liebe diesen Ort, er ist so voll von Tradition." Und schließlich findet er doch noch Positives an seiner Saison: "Manchmal fällt es schwer, das Gute daran zu erkennen. Aber ich war zuletzt in meinem 100. Weltcuprennen zum 40. Mal auf dem Podest, ein Mal mehr als Marcel. Das ist doch etwas, oder?" Und, fügt er an: "Ich habe heuer sehr viel Riesentorlauf trainiert, ich bin viel konstanter. Auch das ist gut. Und der Slalom? Es wird auch wieder besser. . ."